Das Bahnnetz klimaresilient machen

Pressemitteilung von Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene zum Bahnunglück in Riedlingen

Bürgerbahn-Denkfabrik für eine starke Schiene ist tief betroffen von dem Bahnunglück und den tödlich und schwer verletzten Opfern der Entgleisung. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen.

Einmal mehr macht das Unglück deutlich, dass sich in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels  mit seinen zunehmenden Extremwetterereignissen neue Herausforderungen an ein sicheres, klimaresilientes  Bahnnetz stellen.

Die Früherkennung möglicher plötzlicher Hindernisse auf Bahnstrecken (z.B. Überflutungen, Erdrutsche, umgestürzte Bäume, liegengebliebene Fahrzeuge an Bahnübergängen)  muß durch Installation einer modernen Sensorik längs der Strecke und in den Fahrzeugen ermöglicht werden. Das betrifft vor allem auch das Vermeiden von Unfällen an Bahnübergängen, die immer noch regelmäßig hohe Opferzahlen bedingen.

Die frühere Streckenüberwachung durch Schienengänger wurde leider aus Spargründen weitgehend eingestellt. Sie kann nur bedingt durch regelmäßige Drohnenflüge über allen Strecken des betriebenen Bahnnetzes ersetzt werden, weil die materielle Prüfung mit dem Langhammer aus der Luft nicht ersetzt werden kann. Trotzdem sind auch die regelmäßigen Drohnenflüge wichtig. Die dafür nötigen Budget- und Personalmittel müssen prioritär zusätzlich bereitgestellt werden.

Das Netz muss im Hinblick auf die mögliche Betroffenheit durch Starkregen, Sturmschäden sowie Böschungs- und Waldbränden neu in Gefährdungsklassen kategorisiert werden. Dabei müssen Kriterien der Topographie, der streckenbegleitenden Vegetation und der streckennahen Gewässer und Flächennutzung einfließen. Davon abgeleitet sind dann präventive Maßnahmen an den Strecken erforderlich.

Im Vergleich zu den Budgetansätzen für die Großprojekte der Generalsanierung und des Aus- und Neubaus von Strecken der Hochgeschwindigkeitsbahn muss sehr viel mehr Geld für die Herstellung einer ausreichenden Klimaresilienz des Bahnnetzes bereitgestellt werden. Die DB InfraGO braucht eine Task-Force „klimasicheres Bahnnetz“, die schnellstmöglich geeignete Maßnahmen umsetzt.

Das größte Defizit besteht jedoch in der internen Kommunikation zwischen der Bahn, ihren Zügen, der Feuerwehr, der Polizei  und dem Katastrophenschutz. Alle Autobahnstaus kommen in die Rundfunknachrichten, für Falschfahrer und Hindernisse auf der Fahrbahn wird das laufende Programm sofort unterbrochen. Bei der Bahn dauert es oft Ewigkeiten, bis Betriebsstörungen die zuständigen Stellen, andere Züge, die Fahrgäste und potenzielle Hilfsdienste erreichen. Hier besteht großer Verbesserungsbedarf.

Bürgerbahn – Denkfabrik fordert daher:

  1. Vorurteilsfreie Klärung der Unfallursachen unter Berücksichtigung der Trasse, des Fahrzeugs, seiner Geschwindigkeit und der Witterungsbedingungen.
  2. Einrichtung einer Taskforce „Das sichere, klimaresiliente Netz“
  3. Durchführung einer das gesamte Netz umfassenden Risikoanalyse der Trassen im Hinblick auf die typischen Extremwetterereignisse des fortschreitenden Klimawandels
  4. Regelmäßige Überwachung des gesamten Netzes mit Hilfe von Drohnen im Hinblick auf die Früherkennung besonderer streckenimmanenter Risiken
  5. Einführung moderner, Ki-basierter Sensorik zur jederzeitigen Hinderniserkennung im gesamten Netz
  6. Variation der trassenspezifischen Geschwindigkeitsprofile nach klimabedingten Gefahrenklassen
  7. Aufbau eines modernen Kommunikationssystems zwischen der Bahn, ihren Zügen, ihren Stellwerken, der Polizei, der Feuerwehr, dem Katastrophenschutz und den Rundfunkanstalten. Die Kommunikation zum Straßennetz und seinen Staus ist wesentlich besser ausgebaut als die zum Bahnverkehr.

Dazu Prof. Heiner Monheim, Sprecher von Bürgerbahn-Denkfabrik:

„Der Klimawandel schreitet weiter fort und produziert immer mehr Extremwetterereignisse, die den Bahnverkehr gefährden können. Die Bahn muss für eine frühzeitige Gefahrenerkennung und Gefahrenvermeidung ertüchtigt werden. Dazu gehören einerseits technische Innovationen am Netz und den Fahrzeugen. Dazu gehört ein modernes Kommunikationssystem, das alle Züge, Stellwerke, Feuerwehr, Katastrophenschutz, Polizei, Wetterdienste und Rundfunkanstalten sinnvoll vernetzt. Dazu gehören aber auch flexible betriebliche Anpassungen an extreme Wetterlagen. Die Bahn darf nicht unter dem Druck ihres generellen Pünktlichkeitsproblems verleitet werden, wetterbedingte Geschwindigkeitsabsenkungen zu unterlassen. Vor allem muss das Fahrpersonal ausreichend eigene Ermessensspielräume erhalten, um individuell und lagebezogen sicherheitsfördernde Abweichungen vom vorgegebenen Geschwindigkeitsprofil vorzunehmen, „Sicherheit vor Schnelligkeit muss wieder die Devise sein.

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