rail blog 215/ Michael Jung

Das Wohnzimmergefühl bei 300 km/h

Mit großem Medienrummel und im üblichen Marketingsprech feiert die DB in einer Presseerklärung vom 23.10.23 das neue Innendesign in den jetzt zulaufenden ICE3Neo-Zügen:

“Die komplett neu entwickelten Sitze sind als persönlicher Rückzugsort konzipiert, bieten besser Verstellmöglichkeiten und somit noch mehr Komfort. Eine harmonische Form Formgebung, moderne Materialien wie Holzdekor und Bezüge aus hochwertigem Stoffgewebe mit 85% Wollanteil in nuancierte Farben bestimmen des neue Erscheinungsbild.“

Erinnern wir uns: Die bequemsten Sitze, die es je bei der DB gab, waren die ursprünglichen Sitze im ICE 1. In den nachfolgenden ICE-Serien wurden die Sitze immer mehr abgespeckt, die Sitzabstände verringert bis die noch heute im ICE 3 und ICT verwendeten Sitze Standard wurden und beim nachfolgenden Refurbishment Einzug in die älteren ICE und IC-Serien hielten. Tiefpunkt der Sitzeentwicklung der DB waren die Sitze in der ersten Serie der ICE4 Züge. Spätestens nach drei Stunden Bahnfahrt bekam man in den Sitzen Rückenschmerzen. Aufgrund zahlreicher Klagen der Bahreisenden wurden dann diese angeblichen Supersitze in einer gigantischen Aktion, bei der 17.000 Sitze dieser ersten Generation auf den Müll wanderten, ausgetauscht. Die danach wieder als Komfortverbesserung gepriesenen neuen Sitze für die ICE 4 Züge produzieren zwar keine Rückschmerzen mehr, sind aber mit ihren minimalen Verstellmöglichkeiten und der viel zu kurzen Sitzfläche mit unzureichender Oberschenkelauflage gerade für größere Bahnreisende nach wie vor eine Zumutung in heutiger Zeit. Aber beim ICE 4 galt die Devise so viele Passagiere wie möglich in den Zug zu quetschen, darunter litt natürlich der Sitzabstand vulgo die Beinfreiheit. Zugegeben noch hat die DB nicht den Substandard der Eco-Klasse Sitze bei Eurowings erreicht.

Ob die neuen ICE3 Neo Sitze wirklich die große Komfortverbesserung bringen, das muss erst der Praxistest ergeben. Ob dann wirklich das eintritt, was die DB vollmundig DB behauptet: „mit den neu entwickelten Sitzen, mehr Privatsphäre und einem modernen Material- und Farbkonzept bringen wir für unsere Fahrgäste Wohnzimmergefühl bei 300 km/h auf die Schiene“, darf bezweifelt werden. Das Wohnzimmergefühl dürfte sich mit Sicherheit nicht einstellen, denn die ICE3 neu Züge sind mit nur 8 Wagen viel zu kurz für die hochbelastete Strecken Frankfurt-Köln und München-Berlin, bieten sie doch glatte 5 Waggons weniger als die Langversion des ICE4. Denn wenn wegen Überfüllung schwitzende Fahrgäste im Gang direkt neben einem stehen, dann ist es schnell mit dem Wohnzimmergefühl vorbei.

Liebe DB: Weniger Marketingrummel, dafür mehr Pünktlichkeit ist das Gebot der Stunde!


Erster ICE mit neuem Innendesign jetzt auf Schiene

Okt 23, 2023 | Personenverkehr

Heute feiert das neue ICE-Innendesign im 17. ICE 3neo Premiere. Es zeichnet sich durch zahlreiche Neuerungen aus: Die komplett neu entwickelten Sitze sind als persönlicher Rückzugsort konzipiert, bieten bessere Verstellmöglichkeiten und somit noch mehr Komfort. Eine harmonische Formgebung, moderne Materialien wie Holzdekor und Bezüge aus hochwertigem Stoffgewebe mit 85 Prozent Wollanteil in nuancierten Farben bestimmen das neue Erscheinungsbild.

Für die Sitzbezüge sind warme Grautöne in der 1. Klasse vorgesehen, Blautöne in der 2. Klasse und Burgundy-Rot im Bordrestaurant. Mehr Funktionalität bieten Elemente wie ein integrierter Tablethalter oder Kleiderhaken in jeder Rückenlehne. Damit arbeitet die DB weiter konsequent an ihrer Strategie zur Erneuerung der Zugflotte und der Verbesserung des Reisekomforts. Im Frankfurter Hauptbahnhof verabschiedeten DB und Siemens den Premierenzug auf seine erste Fahrgastfahrt nach Köln – drei Monate früher als ursprünglich geplant.

„Der ICE ist eine Design-Ikone und das Aushängeschild der Fernverkehrsflotte. Jeder kennt den Zug mit dem roten Streifen. Nun heben wir mit dem neuen Innendesign der Züge auch den Reisekomfort im Fernverkehr auf ein neues Niveau. Mit neu entwickelten Sitzen, mehr Privatsphäre und einem modernen Material- und Farbkonzept bringen wir für unsere Fahrgäste Wohnzimmergefühl bei 300 km/h auf die Schiene.“

Dr. Michael Peterson, DB-Vorstand Personenfernverkehr

„Die ersten Züge der ICE 3neo-Flotte haben wir in Rekordgeschwindigkeit geliefert – jetzt erhöhen wir das Tempo weiter. Ab November rollt alle 16 Tage ein kompletter 8-teiliger ICE 3neo aus unserem Werk in Krefeld. Mit insgesamt 90 Zügen liefern wir einen Großteil der neuen Kapazitäten für DB Fernverkehr. Mit hochmoderner Technik und neuem Design werden wir die ICE-Flotte dabei maßgeblich verjüngen.“
Michael Peter, CEO Siemens Mobility


Neues ICE-Innendesign – 2. Klasse im ICE 3neo

Mit dem Start des neuen ICE-Innendesigns können Fahrgäste der DB nun durchgehend die neue Designsprache des Fernverkehrs erleben: von den neuen DB Reisezentren über die neuen DB Lounges bis hin zum ICE 3neo, dem Flaggschiff der Fernverkehrsflotte. Bis 2028 folgen weitere 73 Züge im neuen Innendesign. Gleichzeitig überzeugt der ICE 3neo seit dem ersten Zug im täglichen Betrieb durch seine hohe Zuverlässigkeit sowie Beliebtheit bei Fahrgästen.

Dabei wird der ICE 3neo nicht der einzige Zug-Typ mit dem neuen Innendesign bleiben. Ende 2024 erhält die DB den ersten von 79 bestellten ICE L mit stufenlosem Einstieg. Hier wird das neue Design ab dem ersten Zug umgesetzt. Durch die neuen ICE 3neo und ICE L sinkt das durchschnittliche Alter der ICE- und Intercity-Züge bis 2030 von heute 18 auf dann 12 Jahre.


Neues ICE-Innendesign im ICE 3neo Bordrestaurant

Über Michael Jung

Jahrgang 1950, Dipl.-Volksw., arbeitete zuerst in einem Großkonzern der Mineralölwirtschaft und dann 28 Jahre bei einer deutschen Großbank, davon 10 Jahre lang im Bereich Finanzierung von Eisenbahn- und Nahverkehrsprojekten weltweit. Seit 8 Jahren ist er Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona e.V., die sich für den Erhalt und Modernisierung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona am jetzigen Standort einsetzt.

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