rail blog 56 / Heiner Monheim

Schluss mit Bolzstrecken, differenzierte minimal invasive Standards!

Reduzierte Standards erlauben größeren Netzfortschritt
Die Flächenbahn verabschiedet sich von den überzogenen Standards der Höchstgeschwindigkeit. Sie baut wirtschaftlich mit kostengünstiger, landschafts- und ortsbildschonender Trassierung mit minimal invasiven Standards. Im Bestandsnetz erfolgt eine durchgängige Lärmsanierung mit innovativen Bauelementen wie den Schienenstegdämpfern und nah an die Schiene gesetzten kniehohen Lärmmäuerchen. Der Neubau wird von Anfang an lärmarm trassiert.

Der Fernverkehr fährt mit 160 km/h, das sichert angesichts der nötigen Tempolimits im Straßenverkehr eine ausreichende Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem ohnehin staugeplagten Straßenverkehr. In den Regionalbahnnetzen reichen auch schon 120 km/h als Entwurfsstandard für den Schienenwegbau und Fahrzeugbau.

Mehr Weichen als Erfolgsgarant
Damit die Differenz von 160 zu 120 km/h die Kapazität nicht mindert, hat das Netz ausreichend Weichen und Überholgleise und eine moderne Stellwerkstechnik. Nicht ohne Grund hat die Schweiz je km Strecke 4 x mehr Weichen als die DB.

Hohe Systemgeschwindigkeit anstelle von Höchstgeschwindigkeit
Trotz des Verzichts auf weitere Hochgeschwindigkeit wird die Bahn insgesamt schneller durch dichte Takte, mehr Zugangsstellen und absolute Pünktlichkeit. Das minimiert den Zeitaufwand für den Zu- und Abgang und beim Umsteigen. Das Motto lautet: „Takt vor Tempo“ und „Fläche vor Korridor“, damit das ganze Land Anschluss an die Bahnen findet.

Renaissance des IR
Die Flächenbahn führt als attraktives Produkt für die in Deutschland im Fernverkehr dominierenden mittleren Reiseweiten bis 250 km ein dichtes IR-Netz ein, das alle Mittel- und Oberzentren untereinander im ½ Stundentakt verbindet. Dadurch wird die bisherige Monopolisierung der Investitionen für die großen Magistralen beendet. Es entsteht wieder eine Flächenbahn, die die Nr. 1 in der Verkehrspolitik und bei den Verkehrsinvestitionen darstellt.

Mehr kleine S-Bahnsysteme
Das erfolgreichste Produkt der Bahn sind die S-Bahnen. Ihr Erfolg basiert auf vielen neuen Haltepunkten, Triebfahrzeugen mit vielen und großen Türen, großen Plattformflächen und dichtem Taktverkehr. S-Bahnen dürfen nicht mehr das Privileg der Metropolen bleiben. Man braucht auch kleine S-Bahnsysteme für alle kleinen Großstädte und Mittelzentren. Ca. 250 Schienenknoten gibt es in Deutschland. Jeder wird in der Flächenbahn der Nukleus einer kleinen S-Bahn mit kurzem Aktionsradius.

Über Prof. Dr. Heiner Monheim

(*1946), Geograf, Verkehrs- und Stadtplaner, seit den 1960er Jahren befasst mit den Themen Flächenbahn, Schienenreaktivierungen, Erhalt des IR, S-Bahnausbau und kleine S-Bahnsysteme, Stadt- Umland-Bahnen, neue Haltepunkte, Güter-Regionalbahnen, Bahnreform 2.0, Kritik der Großprojekte der Hochgeschwindigkeit und Bahnhofsspekulation. Details: www.heinermonheim.de

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