Attacke der GDL gegen Bahndesaster und Großprojekte
Bekenntnis zur Ignoranz
In einer Presseerklärung vom 5.Mai 2023, die sicher nicht nur bei S21-Gegner*innen große Zustimmung und Verbreitung fand, attackiert die GDL die desaströse Politik des Bahnvorstands, der ungerührt zuschaut, wie Milliardenprojekte in die Binsen gehen. Mario Reiß war jahrelang Vertreter der GDL im Aufsichtsrat der DB und hat konsequent seine Stimme gegen Stuttgart21 und anderen Unsinn erhoben. Inzwischen ist er stellvertretender Vorsitzender der GDL.
Anlass seines Statements sind Äußerungen von DB-Chef Lutz zu den Kostensteigerungen beim DB-Projekt 2. Stammstrecke in München: „Baukosten S-Bahn München: Bahnchef Lutz: Jahrelang keine Ahnung vom Desaster.“ Der Konzernchef des Staatsunternehmens will erst spät erfahren haben, dass sich das Milliarden-Projekt der Münchner S-Bahn deutlich verzögert und erheblich teurer wird. Man habe im Vorstand die Philosophie, „nicht ständig über neue Zahlen zu reden“, so Richard Lutz.
Vorstand handelt verantwortungslos
Bei der Deutschen Bahn herrscht offensichtlich ein völliges Missverständnis im Hinblick auf unternehmerische Werte und das dazugehörige Verantwortungsbewusstsein. „Wenn Vorstände einer Aktiengesellschaft sich zunehmend und hauptsächlich um ihre eigene Bezahlung und die Höhe der jährlich auszuschüttenden Tantiemen kümmern, verkommt das Kerngeschäft zur Nebensache“, so Mario Reiß, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). „Es gibt wenige Unternehmen in Deutschland, die Projekte in Millionenhöhe betreiben können. Wenn es aber um Baumaßnahmen in Milliardenhöhe geht, erhöht sich die Verantwortung bei den Bauauftraggebern exponentiell. Einen wesentlichen Verantwortungsbereich bilden bei der Vergabeleistung die Bauüberwachung und Bauleitung, die hier bei der DB angesiedelt ist.“
Ein Stück aus dem Tollhaus
Diese entscheidende und damit kostenüberwachende Leistung wird über ein sogenanntes Projektteam bei der Bahn verantwortet. „Da stellt sich die Frage: Wenn derartige Bauprojekte der Bahn, die selbst nach ihrer ursprünglich sehr auskömmlichen Planung die Ausgaben in Milliardenhöhe verteuern und explodieren lassen und der Bahnvorstand eine Philosophie lebt, die selbst bei derartigen Summen die Verantwortung eines Vorstandes nicht mehr maßgeblich berühren – welche Aufgabe hat eigentlich ein solcher Bahnvorstand noch?“
Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, wenn beispielsweise bei Stuttgart 21, nach jahrelangen Planungsphasen und ewigem Gezerre um die einzelnen Bauabschnitte, am Ende statt der veranschlagten 4,5 Milliarden Euro Bausumme nunmehr fast das Dreifache als Ausgabe für ein fragwürdiges Projekt zu Buche steht und die Region Stuttgart am Ende feststellen muss, das nach jahrelangen Einschränkungen durch die Baumaßnahmen nun auch noch weniger Züge fahren werden, als vor all dem Streit um den neuen Bahnhof Stuttgart. (Hervorhebung WS)
Inkompetenz und Ignoranz
Mit Münchens S-Bahn wird es ein vergleichbares Desaster geben und inzwischen ist sich der Bahnvorstand nicht einmal zu schade, seine Verantwortung in aller Öffentlichkeit zu verharmlosen: Ein Vorstand einer aktienrechtlich geführten Deutschen Bahn AG lächelt einfach eine, mehrere Milliarden teurere, Unfähigkeit in aller Öffentlichkeit weg!
Zugleich sind die Führungskräfte der DB nicht in der Lage, einen verlässlichen Eisenbahnbetrieb in Deutschland zu gewährleisten. Zugausfälle und Verspätungen auf einer maroden Infrastruktur sind längst keine Ausnahme mehr, sondern trauriger Alltag. Defekte WCs und fehlende Ware in der Bordgastronomie sorgen für zusätzlichen Ärger bei den Reisenden. Doch das kümmert die Boni-gesättigten Manager nicht, stattdessen herrschen in der Teppichetage weiterhin Inkompetenz und Ignoranz.
Eigentümer Bund verbrennt Steuermilliarden
„Mit einem solchen Vorstand an der Spitze müssen wir uns alle Sorgen machen. Die Deutsche Bahn ist ein bundeseigenes Unternehmen und wenn bei einem solchen Unternehmen festzustellende zusätzliche Milliardenausgaben keine besondere Aufmerksamkeit der eingesetzten Vorstände abfordern, dann muss sich das Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr die Frage gefallen lassen, ob es nicht selbst in der Verantwortung für veruntreute Steuermilliarden steht“, so Reiß.“