Warum Herr Grube auch als Pensionär der Deutschen Bahn noch massiv schadet
2017 verließ Dr. Rüdiger Grube mit einem kleinen „Handgeld“ von 2,3 Mio. Euro den Vorstandssessel bei der Deutschen Bahn nach einem Streit mit dem damaligen Verkehrsminister, der sein Mandat – was üblich ist – nicht über den 65. Geburtstag von Herrn Grube hinaus verlängern wollte. Das Wirken von Herrn Grube bei der Bahn hinterließ Spuren, die bis heute den Bahnverkehr schädigen und unpünktlich machen. Er war nach Mehdorn Vizeweltmeister im Rausreißen von Weichen, Überleitstellen und Überholgleisen, die heute der DB angesichts des gestiegenen Bankverkehrs so dringlich fehlen.
Aber gleich anschließend an seinen Rausschmiss organisierte sich Grube lukrative Aufsichtsratsmandate. So ist er seit 2017 Chairman Investment-Banking Deutschland bei Lazard Ltd. (einer schweizer/französischen Investmentbank, die vor allem Finanzheuschrecken berät), und im Aufsichtsrat des Tunnelbohrmaschinen-Herstellers Herrenknecht, der sich an Bahnbauprojekten mit langen Tunnels wie Stuttgart 21, Brenner-Basistunnel, Gotthard-Basistunnel jeweils eine goldene Nase verdiente. Dieses Aufsichtsratsmandat reichte Grube 2020 an seinen CDU-Parteifreund mit ebenfalls guten Connections, Günther Oettinger, ehemals EU-Verkehrskommissar, weiter, und gab sich dann mit einem Sitz im Unternehmensbeirat der Firma Herrenknecht „zufrieden“. Ein solches Mandat ist ähnlich einflussreich, aber unter dem Radar der Öffentlichkeit.
Für 70.000 Euro pro Jahr heuerte Dr. Grube sofort nach seinem Ausscheiden bei der DB als Aufsichtsratschef bei der zu zwei Dritteln im Staatsbesitz Hamburgs befindlichen Hamburger Hafen und Lagerhaus AG (HHLA) an. Sein Mandat läuft bis 2026. Die HHLA ist die größte deutsche Hafenumschlagsgesellschaft mit 6.640 Beschäftigten, einem Umschlag von 6,4 Mio. Containern in 2022. Nach dem Teilbörsengang in 2007 gehören ca. 25% der HHLA-Aktien institutionellen Investoren, 8% Privaten, hauptsächlich aktiven und ehemaligen Mitarbeitern der HHLA. Allerdings war der Börsengang kein Erfolg, die Wert der Aktie sank vom Ausgabekurs von 53 Euro auf bis unter 12 Euro um sich angesichts des geplanten Verkaufs von 49.,9% der Aktien an die größte Containerreederei der Welt, der Schweizer MSC (Mediterranean Shipping Corporation) mit Sitz in Genf auf 16,75 Euro (= Übernahme Kurs) zu steigen.
Unter der Aufsichtsratsägide von Dr. Grube erwarb die HHLA Beteiligungen an Hafen Terminals in Odessa, Tallin und zuletzt in Triest. Die Perle des Unternehmens aber ist die hauseigene Bahngesellschaft Metrans, die wie üblich aus Kostengründen in einem Land mit niedrigen Löhnen und weniger Regulierung, in Tschechien, durch Übernahme einer dortigen privaten Bahngesellschaft aufgesetzt wurde. Für den Aufbau dieser Bahngesellschaft waren natürlich Bahn-Knowhow und entsprechende Connections gefragt. Und die brachte Dr. Grube zweifelsfrei mit.
Metrans entwickelte sich prächtig und verfügt heute über 130 Lokomotiven, davon 64 im eigenen Besitz, hat 3.700 Güterwagen, verfügt über 13 eigene Containerterminals, mit 8 Hubs vor allem in Südosteuropa, zwei große Werkstätten, erwirtschaftete mit 2.500 Mitarbeitern einen Umsatz (2022) von 560 Mio. Euro und transportierte 2022 1,4 Mio. TEU (=Standardcontainer) per Bahn. Metrans fährt 650 Züge pro Woche, allein davon 54 nach Prag, das sind mehr als sieben pro Tag!
Kein Wunder, dass die florierende Bahngesellschaft, die natürlich voll mit niedrigeren tschechischen Löhnen gegen DB Cargo konkurriert, die Begehrlichkeiten von MSC geweckt hat. Kann man doch so den Seetransport[M1] , den Hafenumschlag und den Hinterlandverkehr faktisch bis zum Endkunden aus einer Hand anbieten. Dies gilt besonders für die Binnenstaaten Zentraleuropas (Österreich, Slowakei, Tschechien, Ungarn). Es soll keiner kommen und sagen, das hätte kein Geschmäckle. Mit der Kenntnis der europäischen Bahngesellschaften aus seinem achtjährigen DB-Vorstandsvorsitz, war Dr. Grube dafür prädestiniert, das Bahngeschäft von Metrans, welches die HHLA vor rund 10 Jahren zu 100% übernommen hat, auszubauen und in Konkurrenz zu DB-Cargo, die früher den größten Teil der Hamburger Hafenhinterlandverkehre abgewickelt hat, als Marktführer dort zu etablieren. Da zudem DB Cargo nicht über eine ausreichende Zahl moderner Containertragwagen verfügt und in den letzten 15 Jahren, gerade auch unter der Sparägide von Dr. Grube nicht in moderne Güterwagen investiert hat, hat die Wettbewerbsfähigkeit von DB Cargo immer mehr abgenommen. Die hohen bilanziellen Verluste von DB Cargo sind ein klares Resultat dieser Politik. Auffallend war, wie schweigsam Dr. Grube sich zu den Übernahmeaktivitäten von MSC verhielt. Es ist zu vermuten, dass er unter einer MSC-Herrschaft seinen Aufsichtsratsvorsitz und damit seine Einflussmöglichkeiten verlieren wird.
Fazit: Durch seine Tätigkeit als HHLA-Aufsichtsratsvorsitzender hat sich Dr. Grube nicht nur einen gut dotierten Nebenjob als Rentner verschafft, sondern es ist nicht auszuschließen, dass er durch seine Aktivitäten bei der HHLA seinem ehemaligen Arbeitgeber massiv geschadet hat. So etwas nennt man schlicht Vertrauensbruch und wäre in anderen Aktiengesellschaften durch entsprechende Klauseln in den betrieblichen Pensionszusageverträgen (Konkurrenzverbot) ausgeschlossen worden. So zahlt jeder Bahnkunde doppelt für das verhängnisvolle Wirken des Dr. Grube: einmal für seine fette Betriebspension aus seiner 8-jährigen DB-Vorstandstätigkeit, die bei mindesten 500.000 Euro/Jahr liegen dürfte und zum zweiten für die hohen Verluste, die DB Cargo regelmäßig einfährt, zuletzt ein Minus von 858 Mio. Euro in 2022.
