Preiserhöhung auf 58 Euro für das Deutschlandticket ist inakzeptabel
Pressemitteilung von Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene
Das Deutschlandticket, das einzige überzeugende Produkt der Verkehrspolitik der Ampelregierung, wird mit der Preiserhöhung von 49 auf 58 Euro und weiteren angekündigten Preiserhöhungen in den Folgejahren systematisch demontiert. Gleichzeitig werden milliardenschwere Subventionen für die Autoindustrie, die am Markt vorbeiproduziert, und teure Geschenke für Autobesitzer angekündigt.
Die Preiserhöhung für das Deutschlandticket um über 18 Prozent ist ein sozialer und klima politischer Offenbarungseid – beschlossen von einer Verkehrsministerkonferenz unter dem Vorsitz des Grünen Verkehrsministers Krischer aus NRW und unter tätiger Mithilfe anderer grüner Verkehrsminister aus Hamburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Bürgerbahn stellt dazu fest:
- Mit der Preiserhöhung um 18,4 Prozent, dem Neunfachen der derzeitigen Inflationsrate, wird das Deutschlandticket für viele unattraktiv, besonders für Gelegenheitsnutzer. Das wird zu massenhaften Kündigungen der Abos führen.
- Mit dem nach verschiedenen Befragungen zu erwartenden Rückgang der Abozahlen um bis zu 30 Prozent werden die Einnahmen aus dem Deutschlandticket drastisch sinken – wenn von 11 Millionen Nutzern 3 Millionen Vollzahler kündigen, gehen jährlich 1,8 Milliarden Euro an Einnahmen verloren. Der wirtschaftliche Effekt für die Verkehrsbetriebe wird somit deutlich negativ sein, was nach deren Logik weitere Preiserhöhungen erfordern wird – ein Teufelskreis!
- Voraussichtlich werden noch mehr Nutzer das Ticket nur für einen kurzen Zeitraum kaufen und dann wieder abbestellen. Das würde die Verwaltungskosten für die Verkehrsbetriebe drastisch erhöhen.
- Mit einem Preis von 58 Euro für alle ab 6 Jahren übersteigt das Ticket die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler Nutzer. Sonderaktionen wie das kostenlose Schüler-Deutschlandticket in Hamburg und das verbilligte Rentnerticket in Bayern für 31 Euro zeigen, dass manche Länder das Problem erkannt haben.
- Die Verkündung der Preiserhöhung für das Deutschlandticket am gleichen Tag, an dem auf dem Automobilgipfel milliardenschwere Subventionen für die Autoindustrie und für Autobesitzer angekündigt wurden, demonstriert eindeutiger als je zuvor die soziale Schieflage der Verkehrspolitik der Ampelregierung, aber auch der CDU.
- Statt drastischer Preiserhöhungen wäre es angezeigt gewesen, den Preis für Kinder und Jugendliche zu halbieren und das Deutschlandticket durch attraktive, auch kostenpflichtige Zusatzangebote wie Mitnahme von Fahrrad, Partner oder Kindern aufzuwerten und damit den Nutzerkreis deutlich auszuweiten.
- Angesichts der parallel zur Preiserhöhung täglich erfahrbaren Probleme wie Zugausfälle, Zunahme der Verspätungen und Abbestellung von Verkehrsleistungen werden viele Nutzer wieder den Weg zurück ins Auto finden. Verkehrswende ade!
- Aufgabenträger, Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen haben die Zeit seit Einführung des Deutschlandtickets nicht genutzt, um die Tarifstrukturen radikal zu entschlacken, die Verwaltungsabläufe zu rationalisieren, Doppelstrukturen zu beseitigen und die Zahl der Verkehrsverbünde auf maximal zwei pro Bundesland zu reduzieren.
Dazu Prof. Heiner Monheim, Sprecher von Bürgerbahn – Denkfabrik:
„ Die massive Preiserhöhung für das Deutschlandticket bei gleichzeitig ankündigten weiteren milliardenschweren Subventionen für die Autoindustrie ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die die Einführung des Deutschlandtickets genutzt haben, um vom Auto auf die Bahn umzusteigen. 6.000 Euro „Abwrackprämie“ entsprechen dem jetzigen Preis von 122 Deutschlandtickets: Warum wird denen, die ihren Verbrenner abschaffen wollen, dann nicht ein Deutschlandticket für 10 Jahre angeboten? Die Preise beim Deutschlandticket zu erhöhen, aber beim Autokauf zu senken, hat eine eindeutige soziale Schieflage, denn ein Elektroauto können sich nur die Nutzer von der oberen Mittelschicht an aufwärts leisten. Da die Preiserhöhung beim Deutschlandticket zu sinkenden Einnahmen der Verkehrsunternehmen führen wird, sind weitere Preiserhöhungen vorprogrammiert. Mit diesem Beschluss der Verkehrsministerkonferenz wird die Verkehrswende schrittweise zu Grabe getragen.„
Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene wird unterstützt von den folgenden Bahn-Initiativen:
Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof Lindau / Prellbock Altona
Das 365-Euro-Ticket in Österreich heißt seit 2012 so… Muss man nicht mehr sagen dazu.
Gut, es ist andererseits auch strukturell auf eine bzw. zwei Bundesländer, bzw. Ganz Österreich erweiterbar, aber der Preis stabil bei ab 1 Euro pro Tag, seit 12 Jahren.