Die Bahn im Haushaltsloch: Verkehrswende retten – sinnlose und schädliche Projekte sofort stoppen

Pressemitteilung von Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene

»Was wird jetzt aus der Deutschen Bahn, nachdem Karlsruhe der Regierung so viel Geld gestrichen hat?« fragt die FAZ im Feuilleton vom 24. November.

»Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene« sagt dazu: Aus der Deutschen Bahn muss eine am Gemeinwohl orientierte Bahn werden, die mit preisgünstigen, kleinteiligen und effektiven Maßnahmen einen maximalen Nutzen für die Bevölkerung erbringt, anstatt mit milliardenschweren, teils sinnlosen, teils schädlichen Monsterprojekten öffentliche Gelder zu verschwenden und die Verkehrswende zu gefährden.

Die umstrittenen Bahnhofsprojekte in Stuttgart, München, Hamburg-Diebsteich und Frankfurt würden nur der Lobby aus Immobilienspekulanten, Bauindustrie und/oder Tunnelbohrmaschinen-Herstellern nützen. Den Fahrgästen und damit der Verkehrswende würden sie schaden, denn sie wären weniger leistungsfähig als die heutigen Anlagen bzw. als die seit vielen Jahren von Bürgerinitiativen entwickelten Alternativen, die bisher arrogant vom Tisch gewischt wurden. Diese Bahnhofsprojekte sind sofort zu stoppen, stattdessen sind die bekannten Engpässe im Gleisvorfeld und auf den Zulaufstrecken durch Ausbaumaßnahmen zu beseitigen.

Das gleiche gilt sündhaft teure Neubaustrecken, die zwar für Geschwindigkeitsrekorde gut sind, aber nicht für den Deutschlandtakt, denn der benötigt »Takt vor Tempo«. Die Schweiz hat es vorgemacht: zuerst wurde ein realistischer Zielfahrplan entwickelt und dann der Streckenaus- und -neubau passend gestaltet. Aber hierzulande sind noch viel zu viele Strecken eingleisig, nicht elektrifiziert und/oder nicht im Takt und es ist kein baldiger Ausbau geplant. Mit Priorität muss ein flotter Stunden- oder Halbstundentakt in der Fläche erreicht werden. Denn bei einem dichten Takt braucht man keine »Bolzstrecken« von Hannover nach Bielefeld oder von Würzburg nach Nürnberg (um nur zwei Beispiele zu nennen).

Streckenreaktivierungen hat man bisher allzu oft wegen geradezu lächerlicher Beträge abgelehnt, anstatt ergebnisoffen zu prüfen, welchen Nutzen sie im Vergleich zu neuen Hochgeschwindigkeits­strecken erbringen würden.

Dazu Prof. Heiner Monheim, Sprecher von Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene:

»Anstatt wegen des akuten Haushaltslochs soziale Leistungen zu kürzen und über Preiserhöhungen beim Deutschlandticket und Streichung von Zug- und Busverbindungen nachzudenken, sind die milliardenschweren Megaprojekte auf den Prüfstand zu stellen. Überall, von Hamburg bis München und von Bielefeld bis ins Erzgebirge, gibt es preisgünstige Alternativen, die von Bürgerinitiativen, Vereinen und Kommunen entwickelt wurden. Wenn man auf solche effizienten Ausbaumaßnahmen mit mehr Bürgerbeteiligung umsteuert statt auf „Planungsbeschleunigung“ für monströse Großprojekte zu beharren, könnten Politik und Bahn mehr für Verkehrswende und Klimaschutz tun und dabei auch noch zweistellige Milliardenbeträge einsparen.«

Wir als „Bürgerbahn-Denkfabrik“ rufen zu einer „Investitions-Wende“ auf, um die Haushaltskrise zu überwinden und gleichzeitig die Verkehrswende zu retten.

Hamburg, den 28.11.2023

PM als PDF-Datei

Ein Kommentar zu “Die Bahn im Haushaltsloch: Verkehrswende retten – sinnlose und schädliche Projekte sofort stoppen”

  1. Ich bin normalerweise nicht der Typ der Kommentare oder Leserbriefe verfasst, aber manchmal ließt man eben Forderungen bei denen einem die Spucke wegbleibt. So geht es mir gerade mit dieser PM. Es ist ja schon schlimm genug dass die Schiene in Deutschland kaum eine nennenswerte Lobby hat und mit der Straße um Mittel ringen muss. Dass nun aber selbst diejenigen, die vorgeben den Schienenverkehr fördern zu wollen, sich daran machen seinen endgültigen Ruin einzuleiten, ist einfach nur noch erschreckend.
    Sämtliche derzeit diskutierten Neubaustrecken sind aus Kapazitätsgründen erforderlich und deren Zielfahrzeit sowie folglich die Entwurfsgeschwindigkeit aus dem Zielfahrplan des Deutschlandtakts abgeleitet. Das ist exakt das Vorgehen welches auch die Schweiz an den Tag legt. Dort erscheint es einigen Menschen vielleicht sympathischer, da die „Bolzstrecken“ für 50 km/h weniger ausgelegt und zu fast 100% in „sündhaft teure[n]“ Tunneln vergraben sind, aber in der Sache gibt es da keinerlei Unterschiede (außer vielleicht, dass die „Lobby aus Immobilienspekulanten, Bauindustrie und/oder Tunnelbohrmaschinen-Herstellern“ [schreibt doch einfach gleich Herrenknecht, weiß doch eh jeder wen ihr meint] in der Schweiz noch bessere Geschäfte macht als in Deutschland). Hier wird nun so getan als stünden diese Neubaustrecken dem Deutschlandtakt entgegen, dabei sieht er sie explizit vor um die angestrebten Kantenfahrzeiten erreichen zu können. Eine astreine Verdrehung der Tatsachen, die „Bahn für alle“ hier betreibt. Wenn man auch sieht dass z.B. ein drittes Gleis zwischen Hamburg und Hannover nicht einmal ausreicht um die heutige Nachfrage zu befriedigen ist es geradezu absurd die Sinnhaftigkeit einer Neubaustrecke hier per-se in Frage zu stellen. Da brauchen wir einen ITF gar nicht zu bemühen. Ohne eine Neubaustrecke wird, egal bei welcher Kantenfahrzeit, die Pünktlichkeit hier auf alle Ewigkeit so lächerlich gering sein dass jeder Taktknoten, egal auf welcher Minute er nun liegt, sowieso verpasst wird.
    So richtig grotesk wird es dann beim Frankfurter Fernbahntunnel. Nicht nur ist diese Lösung 1:1 mit dem in Zürich umgesetzten Konzept des Weinbergtunnels + Bahnhof Löwenstraße vergleichbar, sie schafft offensichtlich vier zusätzliche, unterirdische Bahnsteiggleise ohne ein einziges Gleis an der Oberfläche wegzunehmen. Vielmehr soll ja sogar ein weiteres, oberirdisches Bahnsteiggleis geschaffen werden. Da diese Lösung ja angeblich wenigstens einer der unzähligen „von Bürgerinitiativen entwickelten Alternativen“ so sehr unterlegen ist, dass sie weniger Kapazität bereitstellt (die alternative Lesart dieses Absatzes, wonach der Fernbahntunnel Kapazitätsrückbau bedeute, will ich ob seiner offensichtlichen Absurdität mal ausschließen) würde ich doch gerne mal wissen wie diese Alternativlösung denn aussehen soll? Wo schafft diese denn die zusätzlichen Bahnsteiggleise? Und wie schafft diese Variante die passende Kantenfahrzeit nach Würzburg?
    Ich würde mich ehrlich freuen wenn ich zumindest auf die letzte Frage eine Antwort erhalten könnte, denn vielleicht gibt es hier ja tatsächlich ein Alternativkonzept das mir bis zuletzt verborgen blieb.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert