Generalsanierung des Schienennetzes ist Generalunsinn

Oder: Warum gibt es keine monatelange Sperrung von Autobahnstrecken?

Presseerklärung von Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene
im Verbund mit Prellbock Altona e.V.

Am 18.11. kündigte die Deutsche Bahn AG die zweite Totalsperrung einer zentralen Bahnstrecke an: auf der Verbindung Hamburg – Berlin soll 2025 es für sechs Monate keinen Schienenverkehr geben. Zuvor war mitgeteilt worden, dass ab Juli 2024 Frankfurt/M.-Mannheim für fünf Monate komplett gesperrt wird. Insgesamt sollen zwischen 2024 bis 2030 „sieben bis acht“ Korridore des Schienennetzes jeweils für ein halbes Jahr gesperrt werden. Winfried Wolf, Sprecher von „Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene“: „Diese Art Generalsanierung ist Generalunsinn. Die Totalsperrungen sind fahrgastfeindlich, technisch unnötig. Im Fall Hamburg-Berlin erleben wir bereits drei Sanierungen in gut zwei Jahrzehnten. Warum? Weil der Bahnkonzern seine Hausaufgaben nicht erledigt!“

 „Bürgerbahn“ legt zur Kritik des Programms „Generalsanierung“ eine umfangreiche Studie vor. Zusammengefasst sprechen drei Gründe gegen dieses Programm:

  1. Seit mehr als 100 Jahren findet die Instandhaltung des Schienennetzes unter rollendem Rad statt. Ohne längere Totalsperrung. Dies wird auch weiter so in anderen Ländern praktiziert – so in der Schweiz. Auch heute argumentiert die DB, die Strecke Emmerich –Oberhausen sei „Teil der europäischen Eisenbahntransportader Rotterdam – Genau“. Daher könne es auf dieser keine Totalsperrung geben – hier werde bei laufendem Betrieb saniert. Was dort möglich ist, ist natürlich überall machbar!
  2. Bei der Strecke Berlin – Hamburg gab es 1991 eine erste Grundsanierung. 2003/2004 gab es einen Ausbau mit weitgehender Sanierung – dies übrigens unter rollendem Rad. Im Jahr 2021 gab es vom 11.September bis 11. Dezember eine weitere Sanierung. Wenn nun für 2025 eine weitere „Generalsanierung“ angekündigt wird, dann gibt es dafür nur einen einleuchtenden Grund:  Die notwendigen laufenden Instandhaltungsarbeiten (u.a. „Durcharbeiten“ des Schotterbettes alle 1-2 Jahre) werden vernachlässigt. Man fährt systematisch immer weiter auf Substanz!
  3. Ein Programm der Generalsanierung bis 2030 mit jeweiliger halbjähriger Totalsperrung einer strategischen Verbindung wird den Schienenverkehr massiv schädigen. Das erklärte Klimaziel der Bundesregierung, bis 2030 den Schienenverkehr zu verdoppeln, wird damit in die Tonne getreten. Das Scheitern der Klimakonferenz in Sharm el Sheikh würde dann durch ein Scheitern der Schienenziele in Deutschland ergänzt. Der alte Bundesbahn-Slogan „Alle reden vom Wetter – Wir nicht“ würde dann eine fatale andere Wendung erhalten 

Michael Jung vom Bündnis Bürgerbahn: „Die Instandhaltung muss weiter unter rollendem Rad stattfinden – ohne Streckensperrungen. Was übrigens weiter fehlt, ist ein Plan, wie die mehr als tausend Langsamfahrstellen und die mehr als hundert Engpassstellen (eingleisige Streckenabschnitte auf sonst zweigleisigen Strecken) im Netz beseitigt werden. Selbst auf der Verbindung Hamburg Hauptbahnhof – Berlin gibt es noch immer in Hamburg den eingleisigen Abschnitt Rothenburgsort -Anckelmannsplatz. Der Bahnkonzern schafft es in einem Vierteljahrhundert nicht, diese 2,4 Kilometer Eingleisigkeit zu beseitigen. Dabei gibt es hunderte vergleichbare Flaschenhälse!“

Die Bürgerbahn-Studie findet sich HIER:

Mitglieder bei Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene sind: Tom Adler (Stuttgart) / Prof. Karl-Dieter Bodack (Gröbenzell) / Ernst Delle (Schorndorf) / Dr. Christoph Engelhardt (München) / Klaus Gietinger (Saarbrücken) / Dipl.Ing. Eberhard Happe (Celle) / Johannes Hauber (Manheim) / Prof. Wolfgang Hesse (München) / Joachim Holstein (Hamburg) / Michael Jung (Hamburg) / Andreas Kegreiß (Herrenberg) / Andreas Kleber (Schorndorf) / Ernst-Günter Lichte (Hamburg)  /Prof. Heiner Monheim (Stendorf) / Roland Morlock (Esslingen) / Andreas Müller-Goldenstedt (Hamburg) / Frank Markus Schmidt (Frankfurt/M.) / Dr. Winfried Wolf (Potsdam)  // V.i.S.d.P.: Dr. Winfried Wolf

Michael Jung (01704708026)
Dr. Winfried Wolf (01755378666)

Presseecho:
Stuttgarter Zeitung vom 21.11.22

taz Nord vom 23.11.22

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