rail blog 272 / Angelika Linckh

Anmoderation für die 700. Montagsdemo gegen S21

Vorabmoderation

Meine Damen und Herren, liebe Freund*innen, hier wird in wenigen Minuten die sage und schreibe 700ste (!) Montagsdemo gegen die Zerstörung des Bahnknotens Stuttgart beginnen, die 700. Demo für den Erhalt des oberirdischen Kopfbahnhofs! Wir haben das große Vergnügen, bis zum Start um 18:00 den wunderbaren Lenkungskreis Jazz zu hören!

Musik Lenkungskreis Jazz

Anmoderation

Das war der großartige Lenkungskreis Jazz, meine Damen und Herren. Das sind die virtuosen Könner, die unsere Kundgebungen mit ihrer tollen Musik zu einem musikalischen Hochgenuss machen – seit vielen vielen Jahren an unserer Seite, genauer gesagt seit der 149. Montagsdemo im Dezember 2012!

Ekkehard Rössle am Saxophon / Bobbi Fischer an den Keyboards / Markus Bodensee am Bass / Torsten Krill am Schlagzeug und Ian Cumming an der Posaune

Wir danken euch sehr für diese niveauvolle Einstimmung – und wir freuen uns auf die nächsten Stücke, die ihr für uns heute spielen werdet!

Einen schönen guten Abend Ihnen, meine Damen und Herren, liebe Passantinnen und Passanten mit ihren leidvollen Erfahrungen mit der Deutschen Bahn, und Euch, liebe Mitstreiter*innen hier auf der Straße vor dem zerschundenen Bonatzbau!

Herzlich willkommen! Schön dass wir wieder zusammen Flagge zeigen für den Erhalt des Kopfbahnhofs und gemeinsam dafür kämpfen, dass die Gäubahn direkt mit unserem oberirdischen Stuttgarter Hauptbahnhof verbunden bleibt.

Heute treffen wir uns zur 700. Montagsdemo, und das ist außergewöhnlich. Erstens zeigt das unsere große Ausdauer. Und zweitens stehen die Unterstützer der Tunnelmania gerade in einer besonders schwierigen Situation: Sie sind öffentlich so nackt wie seit Jahren nicht mehr!

Jede, aber auch wirklich jede ihrer Prognosen und Behauptungen über das ‚bestgeplante‘, ‚sich selbst finanzierende‘, ‚Bahnverkehr steigernde‘ Projekt hat sich als arglistige Täuschung der Öffentlichkeit erwiesen. Sogar im Stuttgarter Zeitungshaus, das das Projekt immer unterstützt hat, stockt ihnen inzwischen der Atem – und Autor Christian Milankovic schreibt verzweifelt: „Stuttgart21 – Das Desaster ist perfekt“.

Was heißt das nun für uns, liebe Freund*innen, nach jahrzehntelangem hochqualifiziertem konstruktivem Protest, was heißt das für uns und unsere Protestbewegung?

Dass wir auch nach 700 Montagsdemos noch nicht in den wohlverdienten politischen Ruhestand wechseln können, ans Aufhören gar nicht erst denken dürfen!

Dass wir vielmehr jetzt die Gunst der Stunde nutzen müssen! Dass wir uns wirklich alle und überall und noch mehr (!) dafür engagieren müssen, damit aus der jetzigen Möglichkeit, den Kopfbahnhof zu erhalten tatsächlich Wirklichkeit wird!

Es braucht Ihr Engagement, und es braucht auch wieder Ihre große Spendenbereitschaft, denn unsere Kundgebungen werden nur von Ihnen und von Ihren Spenden ermöglicht! Herzlichen Dank dafür!

Liebe Freund*innen und Mitstreiter*innen, viele von euch haben es vielleicht schon gehört – leider wird Carola Rackete nicht wie geplant sprechen können. Sie ist an Corona erkrankt und musste deshalb ihre Reise nach Stuttgart kurzfristig absagen. Das tut mir genauso leid wie euch. Wir haben uns so auf ihre Rede gefreut. Wir schicken ihr jedenfalls von hier aus gute Wünsche für eine schnelle Genesung nach Berlin!

Und es gibt nicht nur diese schlechte, sondern auch eine gute Nachricht: Carola Rackete wird sehr wahrscheinlich, auf einer der nächsten Montagsdemos zu uns sprechen! Danke und noch einmal gute Besserung nach Berlin! Das zeigt doch, dass unser Protest für den Kopfbahnhof auch bei prominenten Aktivisti der Umwelt- und Klima-Bewegung wahrgenommen wird. Wir sind ein Teil der Verkehrswende- und Klimagerechtigkeits-bewegung. Und das ist gerade in der vor uns liegenden Zeit so wichtig, in dieser Zeit großer Instabilität, in der es viel Unsicherheit und unerwartete schnelle Wendungen in der Politik gibt. Wo nach endlosen Täuschungsmanövern plötzlich Eröffnungstermine wanken und ein paralleler Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs im Raum steht. Arno Luik hat es so ausgedrückt: Der Zustand der Deutschen Bahn ist ein Symbol für vieles, was hierzulande schiefläuft. Die Projektunterstützer machen sich lächerlich angesichts der Realität. Aber wir Stuttgart21-Gegner*innen haben Alternativen für einen funktionierenden und umweltfreundlichen Bahnverkehr!

Liebe Freund*innen, es tut auch gut zu wissen, dass wir nicht allein sind, wir haben großartige Unterstützer. Zum Beispiel unseren ersten Redner!

Er hat mit seiner Deutschen Umwelthilfe nicht nur den Vorständen der Autoindustrie und ihren Freund*innen in Stadt- und Landespolitik mächtig Druck gemacht. Er und seine Anwälte haben die Regierung Merkel beim Bundesverfassungsgericht gezwungen, ihr schwaches Klimaschutzgesetz nachzubessern! Und er ist landauf landab und auch vor Gericht aktiv, um die Kappung der Gäubahn zu verhindern!

An der DUH und an ihm kommt heute auch kein Bahnvorstand mehr vorbei – begrüßen Sie mit mir mit einem großen Applaus: Jürgen Resch! Herzlich willkommen!

Abmoderation Jürgen Resch

Lieber Jürgen Resch, vielen herzlichen Dank für die Einblicke in eure Arbeit und Deine Mut machende Rede – Dein Kampfgeist und Dein engagierter Optimismus ist richtig wohltuend – liebe Freund*innen, lassen auch Sie sich von Jürgen Resch ermutigen zum weiter „Druck machen!“ So heißt auch sein inspirierendes Buch, das am Infostand zu haben ist. Danke, lieber Jürgen, dass Du zu uns gesprochen hast.

Passend zum Thema Gäubahn: Am Ostermontag, während des Tags der offenen S21 Baustelle, dem großen Ablenkmanöver, gibt es wieder ein sehr originelles Angebot der S21-Gegner*innen. Sie bieten eine Fahrt mit einem alten Zug an, dem historischen Schienenbus Roter Flitzer über die schöne Gäubahn-Panoramastrecke vom Hauptbahnhof nach Stuttgart Vaihingen. Die Tickets gibt es im Vorverkauf in den Miniaturwelten gegenüber der Mahnwache. Dort lohnt sich übrigens immer ein Besuch!

Bevor wir wieder zum wunderbaren Jazz vom Lenkungskreis kommen, darf ich Euch noch ein Grußwort von unserem Mitstreiter Prof. Wolfgang Hesse aus München überbringen:

Er schreibt uns:

‚Liebe Stuttgarter Freunde,

zu Eurer 700. Montagsdemonstration bin ich in Gedanken bei Euch.

Ich gratuliere für Euren Mut und Eure Beständigkeit gegen Dauer-Lügen, Bahnzerschlagung, Stadtverkauf an Immo-Haie und Bodenspekulanten, gigantische Verschleuderung öffentlicher Mittel und den unermesslichen Schaden an unserem Gemeinwesen. Möge sich bald dies alles endlich zum Besseren wenden!

Kämpft weiter so – Oben bleiben !“

Danke Wolfgang Hesse!

– und hier geht es jetzt gleich druckvoll weiter mit dem Lenkungskreis Jazz!

Musik Lenkungskreis Jazz

Das war der wunderbare Lenkungskreis Jazz, tausend Dank Ekkehard Rössle am Saxophon , Bobbi Fischer: Keyboards, Markus Bodenseh am Bass , Torsten Krill am Schlagzeug und Ian Cumming an der Posaune! Danke, dass ihr euch wieder zusammen getan habt für uns alle und für die 700. Montagsdemo hier! Wir bauen darauf, dass wir auch bei der nächsten großen Kundgebung wieder in den Genuss eurer Musik kommen dürfen – am besten natürlich, wenn es nicht die 777ste werden müsste, sondern unser großes Fest für den erhaltenen Kopfbahnhof!

Anmoderation Volker Lösch

Liebe Freund*innen, anders als die S21-Unterstützer in der Politik stehen wir auf einem soliden sozial-ökologischen und humanistischen Fundament. Wir hören nicht auf zu kritisieren, dass die Regierenden den braunen Rattenfängern die demagogischen Stichworte frei Haus liefern. Wir sind verbündet mit den emanzipativen Bewegungen, die für eine „bessere Demokratie“ stehen! Und unser nächster Redner ist einer dieser Verbündeten! Er hat als Regisseur das feine Sensorium für Dynamik und Dramaturgie auch in der Politik. Seit 2010, als er Hausregisseur am Staatstheater war, ist er mit scharfer Gesellschafts-Analyse und scharfer Zunge an unserer Seite – ein sehr herzliches willkommen, lieber Volker Lösch, wir sind gespannt auf Deine Rede!

Abmoderation

Lieber Volker Lösch, vielen Dank für Deinen großartigen Beitrag. Du hast wieder einmal deutlich gemacht, was im schlechtesten Fall des ignoranten „Weiter so!“ passieren kann – und auch was alles Gutes entstehen kann, wenn wir unseren Druck aufrecht erhalten. Denn dieser Druck ist weiterhin nötig, weil das destruktive „Weiter so!“ zwar geschwächt, aber noch nicht vom Tisch ist! Danke nochmal für Deine Unterstützung!

Mit Jürgen Resch und Volker Lösch heißt es für uns also weiter: „Druck machen“!

Liebe Freund*innen, wir kommen zum Ende unserer 700sten Montagsdemo in dieser ganz besonderen gesellschaftlichen Situation. Jürgen Resch und Volker Lösch haben das sehr deutlich und ermutigend dargestellt.

An dieser Stelle deshalb auch kurz der Hinweis auf die bevorstehenden Ostermärsche der Friedensbewegung, am Karsamstag 30. März 2024 fährt um 10:45 Uhr die NaturFreunde Radgruppe Stuttgart vom EUCOM in Vaihingen zur Ostermarsch-Kundgebung auf dem Schlossplatz, Beginn 90 Sekunden vor 12:00 am Karsamstag.

Liebe Freund*innen, bitte seid am kommenden Montag wieder dabei – zum Druck machen: zur 701. Montagsdemo auf dem Schlossplatz! Klaus Gietinger, Aktivist für „gute Bahn statt Tunnelwahn“ und Regisseur von „Das Trojanische Pferd“ wird uns nächste Woche in seiner Rede den „Alternativen Geschäftsbericht“ zur Jahresbilanz der Deutschen Bahn AG vorstellen. Denn am 20 und 21. März tagt in Berlin der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG. Das wird begleitet von einer Pressekonferenz unserer Freunde von Bürgerbahn, einem Schwabenstreich mit den Berliner Unterstützer*innen am Mittwoch 20.3. in Berlin und einer Protestkundgebung am Donnerstag vor der Pressekonferenz der DB.

Zum Abschluss möchte ich gern aus Werner Sauerborns Stuttgart21-Newsletter zitieren, der es auch noch einmal sehr gut auf den Punkt bringt:

„Statt wie narkotisiert der nächsten Fata Morgana hinterherzulaufen und weitere Milliarden zu versenken und Klimaschäden anzurichten, wäre eine Denkpause gut. (…) Es wäre nicht der erste Fall in der Geschichte, wo eine Milliardeninvestition abgeschrieben werden musste und am Ende Konversionslösungen zu aller Zufriedenheit gefunden wurden. Schluss also mit dem Gerede von der Unumkehrbarkeit, die Alternative Baustopp muss aus der Tabuzone herausgeholt werden!“ (Zitat Ende)

Und nun der Schwabenstreich.

Damit ist die 700. Montagsdemo beendet. Und Sie können gerne unsere Freunde und Freundinnen aus nah und fern, die heute hier sind, noch zu ihren Zügen zu den Gleisen begleiten, mit Pauken und Trompeten. Auch frustrierte Bahnreisende sollen sehen, dass unsere Konzepte für guten und zuverlässigen Bahnverkehr stehen!

Oben Bleiben!

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