Andere können es besser
Fahrt mit dem EC 1196 am 30.7.24 von Hamburg nach Kopenhagen
Bereitstellung des Zuges rechtzeitig, aber in falscher Wagenreihung, genau anders herum als auf den digitalen Anzeigern der neuesten Generation angezeigt. Zug aus einer dänischen Mehrsystem Vectron plus (nur) 5 modernisierten alten IC Abteil-/Großraumwagen. Angesichts hoher Passagiernachfrage könnten es mehr sein. Kein Fahrradabteil! Zug schlecht gereinigt, selbst in der 1. Klasse liegen Papierabfälle auf dem Boden und Krümel auf den Sitzen! Auf den Klos waren die Papierkörbe nicht geleert. Sitzplatzreservierungen werden bei Bereitstellung noch nicht angezeigt, erst nach Abfahrt des Zuges!
Abfahrt pünktlich 6.31. Kein Halt in Dammtor. Einziger Zwischenhalt auf deutscher Seite ist Schleswig, weil dort die Grenzkontrolleure zusteigen. An den Bahnknotenpunkten in Schleswig-Holstein (Neumünster, Rendsburg und Flensburg) wird nicht gehalten! Alle Passagiere aus SLH müssten erst nach Schleswig reisen, um dann dort den Zug zu bekommen.
Fahrplan enthält 2×30 Minuten „Verspätungsreserve“.
Halt für 20 Minuten in der Nähe des ICE Instandhaltungswerkes Eidelstedt, angeblich wegen Bauarbeiten, davon aber nichts zusehen.
Bahnanlagen zwischen Eidelstedt und Elmshorn machen verwahrlosten Eindruck. Überall liegen Reste begonnener, aber nicht abgeschlossener Arbeiten herum (Schienen, Schwellen, Betonformteile usw.). Am seit mindestens 10 Jahren aufgelassenen alten Güterbahnhof Eidelstedt brennen mindestens 20 Lampen am helllichten Tage! Von wegen Energiesparen und ökologische Bahn.
Fahrkartenkontrolle OK. Kein Kaffeeservice an Bord, kein Snackwagen, obwohl EC. Auch nicht in der 1. Klasse. In Skandinavien ist so etwas Standard. DB mal wieder Substandard.
Vor Neumünster auf der westlichen Gleisseite stümperhaft ausgeführter Baum-/Gehölz-Rückschnitt: Bäume nur einseitig beschnitten, zu hohe Kronen, damit wächst die Gefahr des Umstürzens beim nächsten Sturm. Äste mit vertrocknetem Laub liegen neben den Gleisen. Gefahr von Böschungsbraenden durch Funkenflug beim Bremsen.
Grenzkontrolle in Padborg/DK. Aufenthalt dafür 20 Minuten. Früher gab es fliegende Grenzkontrollen. Die Grenzer stiegen in Flensburg zu und in Padborg aus. Dadurch kein längerer Aufenthalt.
Auf dänischer Seite fährt der Zug jetzt unter 25 kV 50 Hz mit 160 bis 200 Sachen. Und siehe da, plötzlich gibt es in der 1. Klasse einen Snackbeutel mit Knäckebrot-Sandwich, einer Praline, einer Flasche Wasser und einem Erfrischungstuch! Anschließend mobiler Kaffeeservice. Eine junge Dame serviert frisch gebrühten Instantkaffee aus einem Bauchverkaufsladen. Kaffee in der 1. Klasse gratis, in der 2. Klasse für 2,80 (also einen Euro billiger als bei der DB), weitere Snacks käuflich zu erwerben. Geht also! Arme DB!
Die dänischen Bahnhöfe sehen genutzt und benutzt, aber nicht abgenutzt aus. Alles funktional ohne den digitalen Chichi der DB Immobilien und Werbefuzzis, wo man vor lauter Fressbuden die Bahnsteige nicht findet. Bauarbeiten gibt es im dänischen Netz auch. Aber hier werden die Züge, wie auch früher bei der DB üblich, im Gleiswechselbetrieb mit verminderter Geschwindigkeit an der Baustelle vorbeigeführt.
Die Bahnanlagen machen einen gut gewarteten Eindruck. Kaum Grünbewuchs im Gleisbett. Steuer- und Kommunikationskabel werden an der Spitze der Oberleitungsmasten befestigt, damit entfallen auf offener Strecke die störanfälligen Kabelkanäle.
Die Ansagen im Zug in drei Sprachen (Dänisch, Deutsch, Englisch), funktional und verständlich, aber ohne die nervenden DB Begrüßungs- und Verabschiedungsformeln.
Fazit: So kann grenzüberschreitendes Bahnfahren angenehm sein, ohne digitalen Overkill, dafür mit einem anständigen Service und ausreichend hoher Geschwindigkeit (160-200 km/h), und das mit mindesten 40 Jahre altem, aber sinnvoll renovierten Waggonmaterial.