rail blog 381 / Michael Jung

Hat die DB so etwas nötig?

Tricksereien bei der Rückgabe ungenutzter Fahrscheine

Es kommt tagtäglich vor: Man kauft zeitig ein Bahnticket, um sich günstige Preise zu sichern, aber dann kommt etwas dazwischen und man kann das Bahnticket nicht nutzen, seien es terminliche oder gesundheitliche Probleme.

Klar ist: Das Billigstangebot Supersparpreis kann nicht umgetauscht werden. Das machen Hotelkonzerne auch so.  Der häufig deutlich teure Sparpreis kann bis einen Tag vor Fahrtantritt gegen eine Gebühr von 10 Euro getauscht werden. So weit so gut und nachvollziehbar. Aber leider werden Sitzplatzreservierungskosten nicht erstattet. Da fragt man sich glatt: Wieso nicht? Sind diese nicht auch ein Bestandteil des Fahrpreises? Zumal die DB die Sitzplätze, wenn freigeschaltet, ja erneut verkaufen kann. Nachvollziehbar wäre eine längere Vorlauffrist für den Umtausch von Platzreservierungen, damit die DB eine reale Chance hat, die Sitzplätze weiterzuverkaufen. Das wäre fair und nachvollziehbar. Die Nichterstattung von Kosten für stornierte Sitzplatzreservierungen muss man daher als ungerechtfertigte Beutelschneiderei bezeichnen. Das wird allerdings in den DB-kritischen Medien und von den Fahrgastverbänden interessanterweise überhaupt nicht thematisiert.

Noch spaßiger wird es, bzw. hier hört der Spaß auf, wenn ein Supersparpreisticket für zwei Personen aus Gesundheitsgründen nur von dem Reisepartner, aber nicht dem Ticketkäufer genutzt werden kann. Verständlich ist, dass das Ticket für die Person, die die Reise nicht antritt, ersatzlos verfällt. Aber umso bizarrer mutet es an, wenn die DB dann die Auskunft gibt, dass das Ticket in Gänze ungültig ist, also von der anderen Person nicht genutzt werden kann, obwohl dies ausdrücklich kein Partnerticket mit einem besonderen Preis war, sondern nur aus Gründen eines schnelleren Fahrscheinerwerbs ein Ticket für 2 Personen gebucht wurde. Es ist völlig unverständlich, wieso die DB das Ticket des zweiten Reisenden de facto für ungültig erklärt, und dieser nun allein Reisende gezwungen ist, kurz vor Reiseantritt ein neues Einzelticket zu einem dann wohlmöglich deutlich teureren Preis zu erwerben. Für die DB hat das Vorgehen zwei Vorteile: Sie kassiert doppelt, ohne eine entsprechende Gegenleistung erbracht zu haben, und verdient zusätzlich daran, dass kurz vor Fahrtantritt nur ein signifikant teureres Ticket verfügbar ist.

Im DB-Deutsch hießt so etwas sicher „Erlösoptimierung“, im Volksmund nennt man so etwas Beutelschneiderei.

Über Michael Jung

Jahrgang 1950, Dipl.-Volksw., arbeitete zuerst in einem Großkonzern der Mineralölwirtschaft und dann 28 Jahre bei einer deutschen Großbank, davon 10 Jahre lang im Bereich Finanzierung von Eisenbahn- und Nahverkehrsprojekten weltweit. Seit 8 Jahren ist er Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona e.V., die sich für den Erhalt und Modernisierung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona am jetzigen Standort einsetzt.

Zeige alle Beiträge von Michael Jung →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert