Für die Serviceunfreundlichkeit der DB wird der Kunde zur Kasse gebeten
Mal wieder ein Beispiel aus dem täglichen DB-Leben, oder wie man das Bahnfahren erschweren kann. Also ich wollte eine Fahrkarte von Budapest nach Hamburg-Altona erwerben. Dafür geht man auf die Webseite der DB und stellt fest, dass es zwar einige Verbindungen am Tage auf dieser Strecke gibt, aber bis auf eine, alle mit vier- bis fünfmaligem Umsteigen. Das Reißen der Reisekette ist damit vorprogrammiert, das Risiko nicht am gleichen Tag anzukommen zu groß. Der einzig durchgehende Zug EC282 fährt eine interessante Route von Budapest-Nyugati über Visegrad, Sturovo, Bratislava, Breclav, Brno, Praha-Holosovice, Decin, Bad Schandau, Dresden, Berlin, Wittenberge, Ludwigslust, Büchen, Hamburg-Bergedorf !(der einzige Fernzug, der dort hält), Hamburg Hbf. nach Hamburg Altona. Diese geographisch kürzeste Verbindung zwischen Ausgangs- und Zielbahnhof hat auch mit 14 Stunden sogar eine durchaus akzeptable Fahrtzeit für die 1.200 lange Strecke. Die Umsteigerverbindungen brauchen rd. eine Stunde länger. Ganz nebenbei ist dies der einzige Eurocity, der gleich die Hauptstädte von vier Ländern miteinander verbindet!
Erstaunlicherweise sind für diesen Zug auch Fahrkarten auf der DB-Webseite erhältlich, offensichtlich weil sich die DB am Betrieb dieser Verbindung kostenmäßig beteiligt. Nicht aber am Rollmaterial, welches aus neuen und umgebauten Wagen der MAV besteht, inklusive eines neuen schicken Speisewagens, in dem ein dicker Koch gute ungarische Gerichte frisch zubereitet. Aber der Fahrkartenerwerb auf der DB Webseite hat einen Haken. Nicht nur, dass auch hier das auslastungsabhängige Pricing der DB greift, und sich plötzlich die Fahrt über Nacht in der 2. Klasse um 30% verteuerte, weil angeblich der Zug gut ausgelastet sei, sondern weil einem mitgeteilt wird, ein Fahrschein zum Selbstausdrucken könne leider für diese Verbindung nicht erstellt werden, der Fahrschein müsse postalisch zugestellt werden.
Fein, aber die DB verlangt für ihre eigene Unfähigkeit dann noch frecherweise eine Zusatzgebühr von 5,80 Euro. Also über Digitalisierung labert die DB viel und verlangt heute immer häufiger am Fahrkartenschalter von ihren Kunden Namen und e-mail-Adresse, um angeblich „kundenfreundlich“ den Fahrgast über „Fahrzeitverzögerungen“ (neudeutsch für Verspätungen) zu informieren. Leider ist der Hintergedanke auch hier eine weitere Datenabgreife, um einen besser manipulierbaren transparenten Bahnkunden zu bekommen. Aber für eine einfach grenzüberschreitende Verbindung einen digitalen Fahrschein zu erstellen, übersteigt die Fähigkeiten der Digitalisierungsexperten der DB.
Fazit: Mehr solche durchgehenden Zugverbindungen werden benötigt, um die Verkehrswende voranzubringen, aber bitte schön mit einem diskriminierungsfreien Ticketing. Aber für solche langlaufenden, durchaus nachgefragten, Züge fehlt der DB schlichtweg ein Konzept und das notwendige Rollmaterial. Das ist sicher eine Marktlücke in die die osteuropäischen Bahnen, die noch über klassische Reisezugwagen und Produktionsmöglichkeiten dafür verfügen, hineinspringen sollten