rail blog 35 / Andreas Kleber

Erfahrung aus Schottland: WHISKY als Helfer gegen beabsichtigte Streckenstilllegung


Die „Mandarins in the Transport Office“ sowie im Topmanagement sahen immer noch das Heil der Bahn in weiteren Streckenstillegungen, selbst wenn einige zur Erkenntnis gelangten, dass diese nicht viel bewirkten: die Ferienregionen und dünn besiedelten Gebiete traf es besonders; Schottland am härtesten. Die Linien „Far North“, also nördlich von Inverness (nach Thurso und die landschaftlich wohl schönste Bahnstrecke in GB nach Kyle of Lochalsh) sollten eingestellt werden: Ende 1971 die „Kyle line“; gleichzeitig mit dem loco depot von Inverness. Eisenbahner sowie die Bevölkerung protestierten heftig; Banner, Transparente von Eisenbahnern wurden angebracht und „schmückten“ den Bahnhof von Inverness wie auch die Bahnsteige.

G. W. Stewart, Generalmanager der Scottish Region, untersagte dies seinem respense Highlander und ordnete das Entfernen sämtlicher Transparente, etc… auf dem Bahnhofsgelände und Bahnhof an: Station Master Ian Mackenzie bekam eine Warnung vor dementsprechenden Konsequenzen. Auf meiner Rückfahrt von Thurso am 27.08.71 erfuhr ich dies von Eisenbahnern, mit denen ich mich in einem Pub am Bahnhof traf: Nachdem das County Moray dismantled wurde, was bleibt von Far North noch übrig?

Stewart und ein „Mandarin“ vom DoT (Department of Transport; Verkehrsministerium) sind angereist; wohnen im Royal Station Hotel: um 08.30 haben sie Ian, den depot chef und einige Eisenbahner zu sich bestellt: um 10.30 fahren sie nach Kyle of Localsh. „The 10.30 to Kyle – that’s my train tomorrow…“ Durch den Genuss einiger Biere und Whisky kam die Idee auf, dass ich mich doch zu den Herren ins Abteil setzen soll? Und abends über ihre Unterhaltung berichten? Als „German Tourist ohne Ahnung von Eisenbahn“ würde ich keinen Verdacht erregen? Ich verneinte; aber Ian ließ nicht locker; der verhasste „Big Boss“ hat eine Schwäche für Malt Whisky… einen Single Malt aus der in der Nähe liegenden Destillerie Glen Ord (der Zug fährt hinter der Klappbrücke über die Ness dran vorbei); einige Becher, musst nur … ich? Warum ich? – Weil die Dich nicht kennen …

So stand ich mit meinem Glen Ord Single Malt am Bahnsteig, erfreulicherweise war der Zug, von einer class 25 bespannt, gut besetzt. Setzte mich „in Ermangelung“ meiner Sprachkenntnis ins reservierte 1. Abteil. Als diese Herren es betraten und mich ansprachen, „oh sorry, I don’t understand…“ meinten sie, ich könne dableiben. Hinter Dingwall öffnete ich meine Flasche und bot ihnen einen Schluck des Glen Ord an: Mr. Stewart meinte, den könne er in Glasgow nicht bekommen… und er fand Geschmack daran. Und noch einen… und noch einen… auf die „schottisch-deutsche Freundschaft“ noch einen. In Stromeferry angelangt war die Flasche geleert… In Kyle of Lochalsh herrschte vom Meer her ein rauer Regenwind; auch der Whiskygenuss zeigte Wirkung. Beim Verlassen des Zuges kam Mr. Stewart ins Wanken, rechts und links mußten wir ihn festhalten, und ein Eisenbahner zückte wiederholte Male seine Kamera … Diese Photos hat man ihm mit dementsprechendem Vermerk zugeschickt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert