Umstieg21 zur Entlastung des Stuttgarter Kessels von LKW-Verkehr
Ein Gutachten der Stadt zeigt, wie unterirdische Güterlogistik nicht geht
Als Stuttgart21 noch nur ein Plan war, gab es Alternativen. Als der Bau begann und auch jetzt, wo das
ursprüngliche S21 mehr oder weniger fertig ist, der Abriss des Gleisvorfelds sowie never ending
Fortsetzungsprojekte drohen – immer gab und gibt es Alternativen. Und immer wurden die
Alternativen der jeweiligen Entwicklung von Zerstörung und Bau“fortschritt“ angepasst.
Mit Umstieg21+ liegt seit 2021eine Alternative vor, die grundsätzlich ist, weil sie eine Art Plan B ist,
auf den umgestiegen werden kann, auch wenn Tunnel und Tiefbahnhof fertiggestellt sein werden (oder
würden). Ein klassisches Konversionsprojekt. Der Versuch, aus etwas Destruktivem, Gescheiterten
etwas Sinnvolles, Zukunftsfähiges zu machen. Etwas, das fürderhin nicht nur einen Ausweg aus dem
S21-Debakel bietet, sondern auch auf andere Weise einen Beitrag zur Verkehrswende leisten würde.
Indem nämlich die Tunnelinfrastruktur für unterirdische Güterlogistik genutzt würde, könnten
oberirdisch Verkehrsflächen für den Autoverkehr zurückgebaut und die Stadt menschengerechter
werden.
Eine Lösung, die eigentlich in der Logistikbranche und beim Handel, namentlich bei der IHK,
Begeisterung auslösen müsste. Aber die sitzen weiter alle mit den politischen Mehrheiten im Sattel des
toten Pferds Stuttgart21 fest.
Also begann die Suche nach anderen Lösungen für das immer drängendere Problem der städtischen
Lieferverkehre. Aus Mitteln, die eigentlich für Klimaschutz und Verkehrswende vorgesehen sind,
wurden 290 000 € bereitgestellt, finanziert von der Stadt und zu 70% von Verkehrsminister Wissing,
um die Möglichkeit unterirdischer Güterlogistik zu prüfen, natürlich ohne S21 anzutasten.
Die Befunde wurden am letzten Freitag (6.10.) von den vier Gutachtern im zuständigen
Gemeinderatsausschuss vorgestellt. Dazu heißt es in der Pressemeldung des Aktionsbündnisses unter
dem Betreff: „Unterirdische Güterlogistik – so nicht!“:
Schon im ersten Anlauf gescheitert
Pressemitteilung vom 10. Oktober 2023
Erfreut zeigt sich das Aktionsbündnis über die Allparteien-Einigkeit, dass ein weiteres Tunnelprojekt
in Stuttgart, diesmal für unterirdische Güterlogistik, völlig abwegig ist. Das war jedenfalls die
Bewertung nach der Präsentation einer von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie, die am
Freitag (6.10.) im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen vorgestellt wurde. Bei allem Bemühen, den
Erwartungen des Auftraggebers gerecht zu werden, kommen die Gutachter zu dem Ergebnis, dass ein
solches System nur unter sehr optimistischen Annahmen wirtschaftlich zu betreiben wäre. Vor allem
würde mit zusätzlichen Tunneln und vielen erforderlichen LKW-Umwegfahrten zu dem zentralen
„Urban HUB“ sogar noch höhere CO2-Belastungen die Klimabilanz der Stadt weiter verschlechtern.
Vorgeschlagen wird ein zentraler Umschlagplatz an der städtischen Peripherie auf dem Gelände des
SVG Autohof Süd mit einem Flächenbedarf von 13 000 qm (zwei Fußballfelder). Von dort aus sollen
per Tunnel mehrere innerstädtische „City-HUBs“ bedient werden, die in Parkhäusern, -garagen oder auf freien Flächen wie dem Gelände vor der neuen Steuerberaterkammer oder am Neckartor
eingerichtet werden sollen.
Für „mehr als befremdlich“ hält es Dr. Norbert Bongartz, Mitglied der Umstiegsgruppe des
Aktionsbündnisses, dass Stadt und Bundesverkehrsministerium hohe Summen aus ihren Klimafonds
für ein Gutachten ausgeben, obwohl schon auf den ersten Blick klar sein konnte, dass das Vorhaben
klimapolitisch kontraproduktiv sein würde.
Einig weiß sich das Aktionsbündnis mit den Gutachtern, der Stadt und sogar der Logistikbranche,
dass die Belastung der Stadt mit LKW-Verkehr nicht länger hinnehmbar ist. Unterirdische
Güterlogistik kann dann eine Lösung sein, wenn nicht an anderer Stelle zusätzliche CO2-Emissionen,
vor allem durch Tunnelbau in Kauf genommen werden müssen. Genau eine solche Lösung ist in
Stuttgart möglich, indem die S21-Tunnel für den vollautomatisierten Transport von Waren genutzt
würden. Hierzu liegt seit 2018 eine Plausibilitätsstudie der Logistik- und BWL-Professoren Philip
Precht und Matthias Wilde / Hochschule Coburg im Auftrag des Aktionsbündnisses vor. Sie bestätigte
die Machbarkeit der Grundidee. Die Umstiegsgruppe entwickelte auf dieser Basis das Konzept
UMSTIEG21+.
Das von der Politik des Gehörtwerdens konsequent ignorierte Konzept basiert in vielen Punkten auf
ähnlichen Prämissen, wie das jetzt von der Stadt vorgestellte Gutachten, z.B. hinsichtlich der
verlagerbaren Gütermengen und den technischen Fördersystemen. Das allerdings mit einer aus
Spendengeldern finanzierten Studie und zu einem Bruchteil der Kosten des städtischen Gutachtens –
wobei die städtischen Gutachter auf Vorarbeiten von Precht/Wilde zurückgreifen konnten.
Die vielen jetzt geplanten nicht hilfreichen aber milliardenteuren Zusatzprojekte und das nicht
endende und letztlich S21-bedingte Verkehrschaos zeigen, dass das Projekt im Grunde längst
gescheitert ist. Stuttgart21 steht einer städtischen Lösung des Logistikproblems im Weg. Eine Lösung
des Problems der Verstopfung der Stadt mit Güterverkehr wird blockiert. Ein selbstkritisches
Umdenken böte dagegen die einmalige Chance, das an sich sinnvolle Konzept unterirdischer
Güterlogistik wirtschaftlich und klimagerecht umzusetzen.
UMSTIEG21 ist die ökologische Konversion von Stuttgart21 und die Plan B-Alternative zu S21!
Kontakt: Norbert Bongartz 0711 698076, Werner Sauerborn 0171 320 980 1
Die Präsentation des Gutachtens und die PM des Aktionsbündnisses hier.