rail blog 281 / Joachim Holstein

Die DB im Kampf gegen die tschechische Bahn und ihren Speisewagen

Die DB hat vor einiger Zeit beschlossen, in ihren Intercitys keine Bordbistros mehr mitzuführen. Die Konstruktion der Außentüren dieser Wagen musste dafür als Vorwand herhalten.

www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutsche-bahn-schafft-bordbistros-in-intercitys-ab-a-64ab11cc-a99b-46ae-8380-dd0177d45487

»Der gastronomische Service in der Intercity-1-Flotte läuft weiter: über einen Abteilverkauf und einen Service am Platz mit einem mobilen Caddy«, teilte die Bahn weiter mit. Dort soll es dann Kalt- und Heißgetränke geben sowie kleine Snacks.

Also die übliche Beleidigung des guten Geschmacks und die Herabwürdigung der Esskultur. Am Tisch sitzen, egal ob mit Hühnerfrikassee, Currywurst oder einem Salat, dazu ein kühles Getränk im Glas oder ein heißes Getränk in der Porzellantasse – das hat für Controller keine Wichtigkeit und hat auch keine Auswirkungen auf den Bonus des Vorstandes. Also weg damit. Soll das Volk halt von Pappe und Plastik essen und sich im engen Sitz vollkleckern.

Nun gibt es aber auch Intercitys, die nicht von der Deutschen Bahn AG betrieben werden, sondern von der tschechischen Staatsbahn CD. Diese fahren meist als EC ab/bis Prag, dazu kommt dann noch die ungarische Verbindung bis Budapest, aber aus fahrplantechnischen Gründen gibt es auch den IC 2073, der abends noch von Hamburg nach Berlin fährt.

www.vagonweb.cz/razeni/vlak.php?zeme=DB&kategorie=IC&cislo=2073&rok=2024

Und bezüglich dieses Zuges behauptet nun die DB im Internet:

»Ohne gastronomisches Angebot«

Dabei hat dieser Zug einen Speisewagen, in dem noch richtig gekocht und gebraten wird. Und dieser Speisewagen hat wegen der Qualität der Speisen und Getränke, wegen der frischen Zubereitung und wegen der gediegenen Anmutung einen legendären Ruf. Hier eine Auswahl:

www.faz.net/aktuell/feuilleton/im-zug-von-berlin-nach-prag-fuehlt-man-sich-wie-in-tschechien-16351149.html

www.zeit.de/2019/12/tschechischer-eurocity-speisewagen-luxus-bahnfahrt

www.tagesspiegel.de/gesellschaft/im-knodelexpress-gen-prag-4030681.html

www.deutschlandfunkkultur.de/jaroslav-rudis-bahnfahren-zug-deutsche-bahn-100.html

www.welt.de/reise/nah/article244965166/Tschechien-Ein-Paradies-fuer-Eisenbahn-Fans.html

www.dnn.de/lokales/dresden/zuhause-im-zug-warum-der-speisewagen-fuer-jaroslav-rudis-ein-sehnsuchtsort-ist-HKYJ43Y3ALH5VVUGY7765E2AJM.html

www.welt.de/reise/nah/article204302666/Bahnfahrt-Wie-ist-das-Essen-im-Zug-Vier-Speisewagen-im-Test.html

www.lok-report.de/news/europa/item/41544-tschechien-reisende-koennen-in-den-speisewagen-der-cd-das-sommermenue-geniessen.html

https://taz.de/Im-tschechischen-Speisewagen/!5928972/

https://taz.de/Zugreisen-in-Osteuropa/!5874008/

Was um alles in der Welt treibt also die DB zu der Behauptung, im Zug der CD mit dem berühmten Speisewagen gäbe es nichts zu essen und nichts zu trinken?

Über Joachim Holstein

(*1960) arbeitete von 1996 bis 2017 als Steward in Nacht- und Autozügen der DB, war von 2006 bis zur Einstellung dieser Verkehre Betriebsrat der DB European Railservice GmbH und zuletzt Sprecher des Wirtschaftsausschusses. Mitbegründer der Initiative zur Rettung des Nachtzuges Hamburg-Paris (2008; »Wir wollen nach Paris und nicht an die Börse«) und des europäischen Netzwerks für Nachtzüge »Back on Track« (2015; https://back-on-track.eu/de/); Weiteres unter www.nachtzug-bleibt.eu

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