Partner der EM
Die DB feiert sich als »Nationaler Partner« der EM – wobei der DFB von Nürnberg nach Dortmund und der türkische Verband von Hannover nach Hamburg lieber den Flieger als den ICE nehmen.
Logisch. Man stelle sich vor, der vom Fußballverband komplett reservierte Wagen sähe so aus wie das, was die DB ihren zahlenden Premiumkunden zumutet:
Dass die DB auf einem ähnlichen Niveau performt wie die italienische Fußballauswahl bei dieser EM, ist auch anderen aufgefallen, vom Hamburger Boulevardblatt bis zur New York Times.
Rich Nelson war am Sonntagabend mit einem seiner Freunde, einem Rollstuhlfahrer, ebenfalls in Gelsenkirchen. »Es war ein richtiges Chaos, sagte er. »Die Züge kamen ohne Ankündigung an verschiedenen Stellen des Bahnsteigs an, so dass sich Hunderte von Menschen in die Züge quetschen mussten. Die Abfahrtgleise waren geändert worden, so dass Züge nach Essen kamen, obwohl sie als nach Düsseldorf fahrend angekündigt waren, und ein Zug sah aus wie einer der alten British Rail-Züge mit Türen, die man zuschlagen muss. Die Züge waren für uns der schlechteste und unzuverlässigste Teil des Wochenendes. Kein einziger der vielen Züge, die wir genommen haben, fuhr pünktlich, und obwohl wir Rampen (für den Rollstuhl) gebucht hatten, war das Personal der Deutschen Bahn gestern Abend nicht daran interessiert, uns zu helfen.«
…
Die Deutsche Bahn (DB) ist das Unternehmen, das Deutschlands privat betriebenes, staatlich finanziertes Eisenbahnnetz betreibt. Einst der Goldstandard des Bahnverkehrs in Europa, ist sie heute weit davon entfernt, und das schon seit geraumer Zeit. Während Menschen außerhalb Deutschlands über die Verspätungen entsetzt sind, kennen diejenigen, die im Land leben, die Probleme der DB nur zu gut. Züge sind verspätet. Züge kommen nicht an. Züge ändern ihr Ziel ohne Vorwarnung. Anschlüsse werden verpasst und die Menschen sitzen fest. Setzen Sie sich in einen DB-Wagen, wenn eine Verspätung angekündigt wird, und achten Sie auf die Blicke, die die Deutschen austauschen, und darauf, wie sie mit den Augen rollen. Es ist zu einer Pointe geworden, und während einige der Probleme bei der Euro 2024 eine Überraschung sind, gehören die endlosen Verspätungen und Störungen im Zugnetz nicht dazu.
Und dann geht die New York Times ausführlich auf die Ursachen ein: die unselige Bahnreform von 1994, das Rausreißen von Weichen, fehlende Investitionen (weil die Straße bevorzugt wird) …
Derweil produziert die »Social Media«-Abteilung der DB Werbefilmchen, deretwegen man sich fremdschämen muss. Auswahl gefällig?