„Brandanschläge in Hamburg am 08.09.2023 zeigen Verwundbarkeit der Eisenbahninfrastruktur in Deutschland“

10.09.2023 Pressemitteilung von Prellbock-Altona e.V.
zu den Brandanschlägen auf Infrastrukturanlagen der Deutschen Bahn im Großraum Hamburg

Prellbock Altona e.V. verurteilt die Brandanschläge vom 08.09.2023 auf Bahnanlagen in Hamburg als terroristischen Akt gegen den Bahnverkehr – egal ob Güter- oder Personenbahn – in Deutschland. Solche Anschläge haben mit einer notwendigen politischen Auseinandersetzung mit der Strategie, den Fahrgast- und Umwelt feindlichen Bauprojekten, und der generell falschen Politik der Deutschen Bahn, ihrem Management und der Politik, die den Kurs der Deutschen Bahn bestimmt, nichts zu tun. Die Deutsche Bahn durch solche Anschläge zu schwächen, heißt die Eisenbahn generell, die das Rückgrat der Verkehrswende sein muss, bewusst und vorsätzlich zu schädigen.

Allerdings stellen sich nach diesen wiederholten Anschlägen ob nun in Berlin, Hamburg oder anderswo in Deutschland folgende Fragen:

1.     Durch die zunehmende Digitalisierung der Bahn, sind Daten- und Kommunikationsleitungen das Rückgrat des Gesamtsystems. Dies umso mehr, wie die Betriebsleitung immer mehr zentralisiert wird, Signale und Weichen auf dem Lande von Betriebsleitzentralen in hunderten von Kilometern Entfernung gesteuert werden. Welches Schutzkonzept hat die DB für diese zentralen Nervenstränge des Bahnsystems?

2.     Am 22. 5.2022 gab es einen Kabelbrand in Hamburg, der zum Ausfall aller DB-Notrufsystem führte, mit der Konsequenz, dass bis zur Behebung des Schadens der Bahnverkehr in ganz Norddeutschland stillstand. Was ist der Status der Aufklärung dieses Großschadensfalls?

3.     In der Industrie und der Energieversorgung gilt üblicherweise der Grundsatz, dass für alle sicherheitsrelevanten Funktionen Rückfallebenen verfügbar sein müssen. Daraus folgt, dass solche Systeme redundant ausgelegt sind. Bei der Offshore Öl- und Gasförderung gibt es sogar das Prinzip der dreifachen Redundanz. Das scheint bei den Anlagen der DB nicht der Fall zu sein. Daher schweigt die DB sich über das Thema Redundanz ihrer sicherheitsrelevanten Anlagen aus.

4.     In Hamburg sind die Schwachstellen des Bahnnetzes seit Jahren bekannt. Es gibt bekannte Engpassstellen (siehe Anlage), die bei einer Störung schnell zum Totalausfall des Bahnverkehrs in Hamburg führen können.
Es sei nur an den Brand eines LKWs unter der Eisenbahnbrücke vor der Station Elbbrücken am 07.08.2022 erinnert, der zur Folge hatte, dass der Betrieb der S-Bahnlinien S3 und S31 erst komplett eingestellt werden musste und dann monatelang nur mit stark verminderter Kapazität lief. Eine Information was die Brandursache war, welche Schäden angerichtet wurden, und was die Kosten der Schadensbeseitigung waren, hat die DB bislang nicht geliefert.

5.     Es ist geplant, die DB Netz AG und die DB Station & Service AG zum 01.01.2024 in eine gemeinwohlorientierte Gesellschaft, im Rahmen des DB-Konzerns zu überführen.
Unklar ist bisher jedoch, wem die stör- und anschlagsanfälligen Leitungen gehören und ob sie mit in diese neue Infrastrukturgesellschaft  überführt werden sollen.

6.     Resilienz durch Redundanz sollte das oberste Ziel des Infrastrukturausbaus der DB sein, d.h. es müssen genügend Ausweich- und Umleitungsstrecken zur Verfügung stehen bzw. diese müssen geschaffen werden. Aber genau das ist im Großraum Hamburg wie an vielen anderen Eisenbahnknoten in Deutschland nicht der Fall.

7.     Daher fordert Prellbock-Altona e.V. schon seit mehr als drei Jahren den Bau einer zweiten westlichen Eisenbahn-Elbquerung um die störanfälligen Elbbrücken zu entlasten.
Die vor zwei Jahren dazu vergebene Machbarkeitsstudie ist noch immer nicht fertiggestellt, bzw. befindet sich eventuell in der „politischen Abstimmung“.
Sie sollte im Sommer 2023 veröffentlicht werden.

Dazu Michel, Jung, Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona e.V.:

„Die durch nichts zu rechtfertigenden Brandanschläge auf Bahnanlagen in Hamburg haben wieder einmal schonungslos offengelegt, wie verletzlich die übermäßig hoch zentralisierte (Steuerungs- und Kommunikation-) Infrastruktur der DB AG ist.   Die DB ist jetzt gefordert umgehend für Redundanz in der sicherheitsempfindlichen Bahninfrastruktur zu sorgen, damit solche Anschläge nicht bundesweite Auswirkungen haben. Für Hamburg vordringlich ist die Veröffentlichung des seit mehr als 8 Monaten überfälligen Gutachtens zur 2. Eisenbahn-Elbquerung im Hamburg Westen und umgehend Umsetzung des Projekts, um den Hauptbahnhof nachhaltig zu entlasten und eine Ausweichstelle für den Fall einer Großstörung zu haben.“                                                                                                                                                                                                                         

10.09.2023
Michael Jung
Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock Altona e.V.
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