PM zur Preiserhöhung im Fernverkehr am 14.12.24 um 6 Prozent – Geht ́s noch?
Pressemitteilung Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene vom 8.10.24
Im Windschatten der massiven Preiserhöhung um knapp 20 Prozent beim Deutschlandticket ab 1.1.2025 nahm jetzt DB-Fernverkehr die Chance wahr, die Preise im Fernverkehr deutlich zu erhöhen, um durchschnittlich 5,9 Prozent bei den Flextickets im Fernverkehr und um 6,6 Prozent bei der Bahncard 100.
Bürgerbahn stellt dazu fest:
- Die Preiserhöhung beträgt das Dreifache der offiziellen Inflationsrate und erfolgt zu einem Zeitpunkt der historisch schlechtesten Performance im Fernverkehr seit Gründung der DB AG.
- Die mangelnde Zuverlässigkeit der Bahn, besonders was den Komplettausfall von Zügen angeht, hat ohnehin schon zu einer massiven Abwanderung von Fahrgästen zurück zum Auto geführt. Die neuerliche Preiserhöhung, nachdem im vergangenen Jahr die Preise ebenfalls um rund 6 Prozent erhöht wurden, wird die Abwanderung noch verstärken.
- Die Preiserhöhung konterkariert jegliche Bemühungen, die Bahn als das Verkehrsmittel der Wahl für mittlere und längere Strecken als Alternative zu Kurzstreckenflügen zu etablieren.
- Die effektive Preiserhöhung geht über den Satz von sechs Prozent deutlich hinaus, weil gleichzeitig das Angebot an Spar- und Supersparpreistickets systematisch verknappt wird und deren Preise überproportional abgehoben werden. Teilweise beträgt die Preissteigerung hier 100 Prozent und mehr.
- Dies ist besonders der Fall auf den Strecken der Generalsanierung, auf denen bis zu 50 Prozent des Fernverkehrszugangebotes gestrichen wird mit der Folge, dass die Züge besonders voll sein werden. Darauf reagiert das auslastungsabhängige Preissystem von DB-Fernverkehr mit überproportionalen Preiserhöhungen bei den Sparpreisen.
- Durch die extreme Anhebung der Preise für die Sparpreistickets wird die gefühlte Preissteigerung viel höher und belastet Reisende, die sich bewusst für das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn entschieden, besonders.
- Angesichts der höchst miserablen Performance von DB Fernverkehr ist die Erwartung der Reisenden, dass die DB sich durch attraktive Angebote bei ihren Kunden für die Zumutungen, die Kunden auf vielen Bahnfahrten erleben werden, entschuldigen würde. Leider ist das Gegenteil der Fall.
- Es steht zu erwarten, dass die Preiserhöhungen zu sinkendem Passagieraufkommen führen und die Einnahmen dadurch sogar sinken werden.
- DB Fernverkehr ist als 100-Prozent-Tochter der DB AG, die sich wiederum zu 100% im Bundesbesitz befindet, ein öffentliches Unternehmen, welches der Fachaufsicht des Bundesverkehrsministeriums unterliegt. Daher ist die Berliner Ampelkoalition einschließlich der Vertreter der Grünen in dieser Regierung und in den Aufsichtsräten der DB-Unternehmen voll politisch verantwortlich für die drohenden Preissteigerungen im Fernverkehr der Bahn mit den Konsequenzen, die diese für die Verkehrswende haben.
- Die von der Politik mit getragenen Preiserhöhungen im Fernverkehr und beim Deutschlandticket parallel zur milliardenschweren Subventionierung der Autoindustrie sind eine klare Absage an die Verkehrswende und daher klimapolitisch unverantwortlich.
Dazu Prof. Heiner Monheim, Sprecher von Bürgerbahn – Denkfabrik:
„Die nach der massiven Preiserhöhung für das Deutschlandticket jetzt angekündigte Preiserhöhung im Fernverkehr zeigt die ganze Konzeptionslosigkeit der Ampelregierung bei der klimapolitisch dringend erforderlichen Umstrukturierung des Verkehrssektors. Ein stumpfsinniges Drehen an der Preisschraube zeigt auch die Hilflosigkeit des Vorstandes von DB Fernverkehr, dessen Chef auch noch für seine miserable Performance mit einer vorzeitigen fünfjährigen Vertragsverlängerung bis 2030 „belohnt“ wurde. Es ist unerträglich, dass das Jahressalär eines Vorstandsmitgliedes eines öffentlichen Unternehmens das 205-fache des Preises einer Bahncard 100 der 2. Klasse beträgt. Um diese Selbstbedienungsmentalität im DB-Vorstand einzugrenzen, ist die DB AG in die Rechtsform einer Anstalt öffentlichen Rechts zu überführen.“
Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene wird unterstützt von den folgenden Bahn-Initiativen:
Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21, Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof Lindau / Prellbock Altona