Militärisch motivierter Bahnausbau
In der Zeit des stürmischen Bahnausbaus in Europa spielten auch militärstrategische Gesichtspunkte eine große Rolle für den Bahnausbau. Mit Hilfe der Bahnen konnte man viel schneller als bisher Truppen und Material in großen Massen und über große Distanzen transportieren. Daher wurden insbesondere in grenznahen Regionen der damals (zwischen 1850 und 1914) bedeutsamen innereuropäischen Grenzen die Schienennetze auch dann engagiert ausgebaut, wenn wegen der vielfach geringen Siedlungsdichte an den Grenzen das damalige Verkehrsaufkommen noch bescheiden war.
Bahnbau als Machtdemonstration
Die grenznahen Stationen und kapazitätsbestimmenden Bauwerke (Gleise, Kohlebunker, Weichen, Drehscheiben, Lokschuppen, Güterschuppen) wurden besonders groß und vielfach auch demonstrativ »stattlich« ausgebaut, weil ja im Falle einer Mobilmachung und eines Krieges plötzlich massenhaft Soldaten, Pferde, Kanonen und andere Kriegsgeräte in die Krisengebiete transportiert und dort entladen werden mussten.
Und da sich damals die jeweiligen »Herrscherhäuser« demonstrativ für den Bahnnetzausbau interessierten und den Neubaufortschritt gebührend bewundern mussten, erhielten größere Bahnanlagen immer auch etwas »Hochherrschaftliches« und wurden meist mit einem entsprechenden Festakt eröffnet. Die Zeitungen waren dann voll des Lobes über die bewundernswerten Ingenieur-und Architekturleistungen beim Bau von Tunnels, Brücken, Stationen und allen bedeutsamen »Nebenanlagen« des Bahnbetriebs.
Natürlich mussten auch die in den Jahrhunderten vorher errichteten militärischen Anlagen (Festungen, Vorwerke) und alle militärstrategisch wichtigen Punkte wie Pässe, Brückenköpfe, Häfen an die Netze angeschlossen werden.