Mehr Wagen wagen!
Brief an den Chef der Deutschen Bahn
Sehr geehrter Herr Dr. Lutz,
In der Hoffnung, dass dieser Brief nicht schon im Vorzimmer abgewettert wird, wende ich mich an Sie persönlich, als Chef der Deutschen Bahn.
Von einem Urlaub in Ostende gestern Nachmittag zurückfahrend war der Zug von Lüttich bis Köln dergestalt überbelegt, dass der Schaffner nur sagte, als ich luftholend mal bei einem Halt den Perron betrat und wieder zu meinem reservierten Platz mich durchkämpfen wollte: „Wahnsinn, versuchen Sie in die erste Klasse durchzukommen, dort sei auf dem Boden noch etwas mehr Platz!“). An ein Ticket Controlling wagte er sich nicht ran, solche Bergsteigekunststücke über Menschenknäuel gingen schon aus rein sittlichen Gründen nicht.
An der Tür sitzend, auf dem Boden, die Füße etwas tiefer am Abtritt, war die Fahrt eigentlich gar nicht so schlimm. Auf indischen Eisenbahnen außen sich anklammern müssen, ist viel dramatischer. .
Aus meiner bescheidenen Kenntnis des technisch und logistisch Möglichen wage ich anzuregen: warum nicht mehr Wagen wagen? Einfach auch wenn der Perron nicht ganz so lang ist, hinten ein paar Wagen anhängen, wenns zu voll wird! Können die Gäste doch vorn am zu kurzen Bahnsteig einsteigen, dann nach hinten durchgehen, denn es ist doch ein D-Zug ( = Durchgangszug).
Anderseits war das Publikum durchweg positiv gestimmt und im Schnitt unter dreißig.
Falls das mit der Zugverlängerung nicht klappt, möchte ich Ihnen einen Vertrag mit Parship vorschlagen: „tasten Sie sich in der Bundesbahn an ihren neuen Partner ran!“
Herzliche Grüße
Ihr Dieter Jung