rail blog 210 / Dieter Jung

Mehr Wagen wagen!

Brief an den Chef der Deutschen Bahn

Sehr  geehrter Herr Dr.  Lutz, 

In der Hoffnung, dass dieser Brief nicht schon im Vorzimmer abgewettert wird, wende ich mich an Sie persönlich, als Chef der Deutschen Bahn. 

Von einem Urlaub in Ostende gestern Nachmittag zurückfahrend war der Zug von Lüttich bis Köln  dergestalt überbelegt, dass der Schaffner nur sagte, als ich  luftholend mal bei einem Halt den Perron betrat und wieder zu meinem reservierten Platz mich durchkämpfen wollte: „Wahnsinn,  versuchen Sie in die erste Klasse durchzukommen, dort sei auf dem Boden noch etwas mehr Platz!“). An ein Ticket Controlling wagte er sich nicht ran, solche Bergsteigekunststücke über Menschenknäuel gingen  schon aus rein sittlichen Gründen nicht.  

An der Tür sitzend, auf dem Boden, die Füße etwas tiefer am Abtritt, war die Fahrt eigentlich gar nicht so schlimm. Auf indischen Eisenbahnen außen sich anklammern müssen, ist viel dramatischer. .

Aus meiner bescheidenen Kenntnis des technisch und logistisch Möglichen wage ich anzuregen: warum nicht mehr Wagen wagen? Einfach auch wenn der Perron nicht ganz so lang ist, hinten ein paar Wagen anhängen, wenns zu voll wird! Können die Gäste doch vorn am zu kurzen Bahnsteig  einsteigen, dann nach hinten durchgehen, denn es ist doch ein D-Zug ( = Durchgangszug). 

Anderseits war das Publikum durchweg positiv gestimmt und im Schnitt unter dreißig.

Falls das mit der Zugverlängerung nicht klappt, möchte ich Ihnen einen Vertrag mit Parship vorschlagen: „tasten Sie sich in der Bundesbahn an ihren neuen Partner ran!“

Herzliche Grüße

Ihr Dieter Jung

Über Michael Jung

Jahrgang 1950, Dipl.-Volksw., arbeitete zuerst in einem Großkonzern der Mineralölwirtschaft und dann 28 Jahre bei einer deutschen Großbank, davon 10 Jahre lang im Bereich Finanzierung von Eisenbahn- und Nahverkehrsprojekten weltweit. Seit 8 Jahren ist er Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona e.V., die sich für den Erhalt und Modernisierung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona am jetzigen Standort einsetzt.

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