rail blog 242 / Michael Jung

Deutsche Bahn auf Abwegen im mexikanischen Urwald?

Wenig bemerkt von der internationalen Öffentlichkeit wurde in den letzten drei Jahren ein 27 Milliarden Euro teures Eisenbahnprojekt unter dem Namen „Tren Maya“ auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan umgesetzt. Das Projekt umfasst den Bau von 1.554 km Gleisen, die mit der für Lateinamerika sehr hohen Geschwindigkeit von 160 km/h befahren werden sollen, verbindet 34 Bahnhöfe in fünf Bundesstaaten miteinander und soll vor allem dem Tourismus dienen. Der erste 473 km lange Abschnitt des Projektes wurde Anfang Dezember mit großem Getöse eingeweiht.

Das Rollmaterial liefert Alstom/Bombardier, und den Streckenbau führte die spanische Baufirma Acciona zusammen mit lokalen Kontraktoren aus. Aber, und da wird es für Deutschland interessant, die Planungen für die Trasse stammen von der spanischen Eisenbahngesellschaft RENFE und – man höre und staune – DB Engineering und Consulting, einer 100-prozentigen Tochter der Deutschen bahn AG. Soweit so gut? Schaut man genauer hin, stellt man fest, dass das Projekt mit gigantischen Umweltzerstörungen einhergeht.

Man kann nur entsetzt sein, wie die DB Engineering und Consulting mit dem tropischen Regenwald und der Natur in Mexiko umgeht. Geschätzt 10 Millionen Bäume im tropischen Regenwald wurden auf der 1.500 km langen Strecke umgelegt, sensible Mangrovenwälder und Karstgebiete in Lebensräumen indigener Volksgemeinschaften zerstört. Zudem handelt es sich um dieselbetriebene Züge, was in Zeichen des Klimawandels an sich schon ein Unding ist. Und das von einer DB, die sich hierzulande gerne ein grünes Mäntelchen umhängt. Die dort eingesetzten DB-Ingenieure und Planer fehlen hierzulande bei der Reparatur des maroden Streckennetzes. Leider fand die Beteiligung der DB an dem Megaprojekt in den deutschen Medien keine Resonanz.  Details, auch über Proteste und fehlende Umweltgutachten bei https://de.wikipedia.org/wiki/Tren_Maya und bei https://amerika21.de/tag/tren-maya.

Gerne würde die DB auch hierzulande ihre Hochgeschwindigkeitsphantasien, Tunnelorgien und Abholzereien in Naturschutzgebieten so umsetzen wie in Mexiko. Dort hat leider die Zivilgesellschaft nicht die Kraft, solche Projekte, von denen die lokale Bevölkerung rein gar nichts hat, zu verhindern. Wer dort kann sich schon ein Zugticket für umgerechnet 100 Euro für die Strecke leisten. Nur die Kostensteigerungen von 8 auf 27 Milliarden Euro von Planung bis Fertigstellung des Projektes, haben DB-Format. Und hierzulande lassen sich die DB Oberen für solche „erfolgreich“ realisierten Projekte noch fette Boni in Millionenhöhe ausbezahlen. Deutsche Bahn schämt Euch.

Über Michael Jung

Jahrgang 1950, Dipl.-Volksw., arbeitete zuerst in einem Großkonzern der Mineralölwirtschaft und dann 28 Jahre bei einer deutschen Großbank, davon 10 Jahre lang im Bereich Finanzierung von Eisenbahn- und Nahverkehrsprojekten weltweit. Seit 8 Jahren ist er Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona e.V., die sich für den Erhalt und Modernisierung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona am jetzigen Standort einsetzt.

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