Tom Adler: Anmoderation der MoDemo am 15.1.2024
17:50 Begrüssung Passanten
18:00 Anmoderation
Meine Damen und Herren, liebe Freund*innen,
da sind wir wieder auf dem immer noch kalten Schlossplatz zur 691. Montagsdemo, danke an Daniele Mazziotti mit E-Piano und Gesang, ich hoffe dass die Finger nicht zu klamm werden und wir uns noch auf einen zweiten Part von Dir freuen können! Daniele Mazziotti!
Ja, wir sind wieder da – für einen klimaschonenden Bahnverkehr, also gegen Klimazerstörerischen Tunnelwahn, für den Erhalt des Kopfbahnhofs und die direkte Anbindung der Gäubahn, für die Umnutzung der Tunnelbauten –für Baustop und Umstieg! Und für: – wessen Stadt? – ja, für unsere Stadt!
Wie schön dass auch Sie wieder dabei sind, danke dass Sie mit ihren Spenden immer wieder dazu beitragen, dass wir unsren Protest und unsre konstruktive Kritik auf dieser Bühne gut sichtbar und hörbar machen können!
Wir sind wieder da, und bei uns ist unser heutiger Redner Jürgen Resch, der Bundes-Geschäftsführer der relevantesten Umweltschutzorganisation Deutschlands, der Deutschen Umwelthilfe – lieber Jürgen, schon jetzt einen großen Willkommensapplaus, Danke dass Du wieder zu uns sprechen wirst!
Jürgen Reschs hervorragendes Buch „Druck machen!“ haben wir wieder drüben am Infostand zum verspenden, es ist mit großem Gewinn zu lesen und Jürgen Resch signiert auch gerne!
Mit der DUH, XR, NABU, BUND und Robin Wood stehen wir auch gegen allerhand unsinnige Baumfällungen in unserer Stadt, darüber informiert Sie jetzt Julia von Staden von Robin Wood Stuttgart!
RoWo-Beitrag Julia von Staden
Dankeschön für diese Info, liebe Rowos, liebe Julia, haltet uns bitte auf dem Laufenden, damit wir auch gemeinsam zeigen können, dass wir das nicht akzeptieren!
Liebe Freund*innen,
Zugegeben: unsere Proteste sind nicht so martialisch wie die Trecker-Konvois der letzten 2 Wochen. Aber die Wut, die die Bauern auf die Straße treibt,istverständlich:
Die Regierung vergeigt erst den eigenen Haushalt.Dann greift sie in ihrer selber erzeugten Not den Bauern in die Kasse. Sie schont und begünstigt aber weiter und obszön die Reichsten der Gesellschaft. Die klimaschädlichsten Subventionen werden weiter nicht angetastet und Heute gibt Lindner auch noch bekannt, dass es das Klimageld als Ausgleich für höhere CO2-Bepreisung nicht geben soll.
Der eindrucksvolle Bauern-Protest greift bisher aber die katastrophale Landwirtschaftspolitik der EU und sämtlicher Bundesregierungen gar nicht an, sondern beschränkt sich auf KfZ-Steuer und Dieselsubvention.
Regierungs- und EU-Politik fördert aber Großbetriebe und zwingt immer mehr kleine zum Aufgeben. Sie ist verantwortlich für das Höfesterben.
Gegen die Marktmacht der großen Handels- und Lebensmittelkonzerne sind Bauern bis heute wehrlos – die diktieren die Preise. 1970 blieben von einem Euro, den wir für Lebensmittel bezahlt haben, noch rund 50 Cent beim Bauern. Heute nur noch 25 Cent – den Rest teilen sich Supermärkte und Lebensmittelindustrie.
Bauernpräsident Ruckwied stellt sich gern als Interessenvertreter eine Land-Idylle dar. Ist er aber nicht, sondern ein Agrarindustrieller und Lobbyist der industriellen Großlandwirtschaft. Die oberen 10 Prozent der subventionierten Betriebe greifen 50 Prozent aller Subventionen ab – und die unteren 50 Prozent der Klein- und Mittelbetriebe müssen sich gerade mal 7 Prozent teilen. Ruckwied ist eng verbandelt mit Agrarkonzernen. Und konsequenterweise Mitglied der CDU. Er und seine Lobby-Netzwerk verstehen geschickt, die Nöte und den berechtigten Zorn der kleinen und mittleren Bauern für Parteipolitik und für eine weitere Rechts-Verschiebung der Diskussion auszunutzen. Jahrelang haben sie aber mit wechselnden Regierungen dabei mitgeholfen, die Subventionspolitik konsequent für die industrialisierten Großbetriebe zum Nachteil der bäuerlichen, ökologischen Landwirtschaft auszurichten!
Landwirtschaft braucht Subvention – aber nicht länger so! Billig-Agrarexporte für den Weltmarkt und eine nachhaltige, umweltfreundliche Landwirtschaft mit einem fairen Einkommen für heimische Betriebe – das passt nicht zusammen.
Liebe Freund*innen, das passt so wenig zusammen wie ein 8-gleisiger Tunnelbahnhof und Verkehrswende. Und wir sagen: Wir verstehen nicht nur Bahnhof! Wir haben verstanden, dass die ganze, bewusst falsch ausgerichtete Bahnpolitik vom Kopf auf die Füsse gestellt werden muss, wenn Verkehrswende gelingen soll.
Dasselbe gilt für die Landwirtschaft: die bisherige Landwirtschaftspolitik muss auch vom Kopf auf die Füsse gestellt werden!
Zerstörerische Politik vom Kopf auf die Füsse zu stellen: in diesem Sinn haben wir gemeinsame Ziele mit den vielen Landwirten, denen das Wasser bis zum Hals steht.
Und wir – Demokrat*innen, Ökologen, Klimaschützer*innen, Gewerkschafter, Sozialisten – haben allen Grund, insbesondere die Bauern zu unterstützen, die sagen: Landwirtschaft ist bunt, nicht braun! Die sich gegen Vereinnahmungsversuche wehren durch Rechtsradikale, durch AfD und CDU wehren! Skrupellos wie Rechte sind, schämen die sich ja nicht einmal, sich als Bauernretter aufzuspielen, während sie in den Bundestagsausschüssen den Subventionskürzungen zugestimmt hatten und wie die AFD Agrarsubventionen sogar ganz streichen will!
Und, liebe Freund*innen, bei aller Sorge über den gesellschaftlichen Rechtsruck sollten wir nicht vergessen:
Bauern aus dem Wendland sind mit ihren Traktoren zu unseren Demos gegen die Baumfällungen im Schlossgarten gekommen!
Bauern waren immer vorne mit dabei im Kampf gegen Atomkraftwerke und die Daimler-Teststrecke in Boxberg. Sie haben die Rheinbrücken blockiert, als die Stahlarbeiter in Rheinhausen im Streik waren.
Die Schutzgemeinschaft Filder und die Filderbauern haben Treckerblockaden gegen die Enteignung bester Acker-Böden für die Messeerweiterung gemacht. Sie haben bis heute eine weitere Startbahn des Flughafens verhindert!
Und wir haben mit ihnen ein gemeinsames Ziel: noch mehr Ackerlandzerstörung durch den Pfaffensteigtunnel zu verhindern!
Liebe Freund*innen, anders als die Bauern werden streikende Lokführer ja gern als grenzwertige Geiselnehmer von unbeteiligten Reisenden diskreditiert. Claus Weselsky, der GDL-Vorsitzende, wird gezeichnet als der ewige Streithammel auf Ego-Trip. Liebe Freund*innen und Freunde, ich bin ja selber mit Überzeugung Gewerkschafter, Mitglied der IG Metall. Und ich habe es selber erlebt: die GDL und Claus Weselsky genießen hohe Anerkennung an der Gewerkschafts-Basis, und zwar weil sie genau das tun, was Millionen von Mitgliedern in DGB-Gewerkschaften sehnlichst von ihren Gewerkschaftsvorsitzenden erwarten:
dass sie es sich nicht auf dem Schoß der jeweiligen Bundesregierung bequem machen , statt standhaft und hart für ihre Mitglieder einzustehen – gegen alle medialen Anfeindungen!
Claus Weselsky und die GDL haben sich immer auch gegen die zerstörerische Bahnpolitik sämtlicher Regierungen positioniert. Die Forderungen, für die seine GDL jetzt streikt, sind weder ‚masslos‘ noch ‚unerfüllbar‘. Es sind Forderungen, die unserem Interesse an einer funktionierenden Bahn zu Gute kommen! Sie würden diesen Arbeitgeber Deutsche Bahn wieder attraktiver machen, mit verlässlichen kürzere Schichtzeiten und mit einem Lohn, der der Verantwortung gerecht wird – heute sind die Kolleg*innen der Bahn ja nur noch die Blitzableiter, die im Zug, am Gleis, auf den Bahnhöfen ausbaden müssen, was ihnen ein tatsächlich maßloses Top-Management der DB AG eingebrockt hat! Ich sage nur: Boni!
Deutsche Bahn und Politik brauchen also noch mehr Druck, und die Lokführer werden Druck durch weitere Streiks erzeugen! Und seien Sie sicher: dann wird wieder, zuallererst im Springer-Konzern, das große Propaganda-Gebläse von „Maßlosigkeit“ bis „Ego-Trip“ angeworfen werden!
Und da ist auch unsere Solidarität mit den Lokführern gefragt, denn wir und die GDL wissen und sagen eins nämlich schon lang, und zwar gemeinsam:
Wer etwas für die Schiene und die Verkehrswende tun will, der muss einerseits gegen Stuttgart 21 antreten und gleichzeitig streikende Eisenbahner unterstützen – heute auf der Titelseite der STZN hat Claus Weselsky das wieder getan:
Er hat sich mit uns durch scharfer Kritik an Stuttgart21 solidarisiert! Und wir, liebe KollegInnen der GDL, wir schicken euch von unsrer Kundgebung ein Zeichen der Solidarität – macht doch dafür mal bitte ordentlich Lärm! Dankeschön!
Bezeichnend übrigens für das Stuttgarter Pressehaus, dass Weselskys ausführliche Stuttgart21- Kritik nur online lesbar ist, und im Print auf wenige Zeilen geschrumpft wurde! Die Spendensammler*innen haben die ausgedruckte, ungekürzte Interview-Version übrigens für euch dabei.
Liebe Freund*innen, jetzt sind vor unserem Hauptredner Jürgen Resch noch ein paar Minuten Musik angesagt: Danke Daniele, dass Du für uns spielst und singst!
Daniele Musik
Lieber Daniele, hab herzlichen Dank für Deine musikalische Unterstützung! Womöglich magst Du unsere Bühne und Dein Publikum hier und kommst mal wieder zu uns – wir sind jeden Montag hier auf dem Schlossplatz!
Liebe Freund*innen und Freunde, Jürgen Resch brauche ich euch wirklich nicht vorzustellen – der Name ist schon Programm, ihr kennt die großartige Arbeit von ihm und seiner DUH und über die wertvolle Unterstützung die wir von ihm geniessen wird er jetzt informieren.
Er muss um 18:50 los zum Nachtzug nach Berlin, wer jetzt sein Buch „Druck machen!“ mit Widmung noch nicht hat, muss sich sputen und es schnell drüben am Infostand erspenden, damit er es hier noch signieren kann!
Herzlich willkommen, lieber Jürgen Resch!
Rede Jürgen Resch
Lieber Jürgen, wir danken Dir sehr herzlich für Dein leidenschaftliches Engagement auch in unsrer gemeinsamen Sache Gäubahn und Kopfbahnhof und freuen uns schon auf Deinen nächsten Auftritt auf unsrer 700.Montagsdemo! Komm gut und möglichst pünktlich nach Berlin! Gute Reise!
Liebe Freund*innen,
nach all der ganzen komplexen Kost gibt es zum Schluss auch noch komisches: Das neue Jahr von Stuttgart21 hat nämlich mit kabarettreifem Wettbewerb um die Frage begonnen: Wird Stuttgart21 oder das Riesenrad vorm Neuen Schloss zum künftigen Wahrzeichen von Stuttgart?
Die Wettbewerber der Redaktion der Stuttgarter Zeitung/Nachrichten brachten das Riesenrad ins Spiel – wenigstens für das Winterhalbjahr. Verkehrsminister Hermann, ansonsten bekannt als zuverlässiger Projekt-Förderer, bezweifelte, dass Stuttgart21 das Zeug zum Wahrzeichen hätte, weil anders als die Hamburger Elbphilharmonie eben unterirdisch.
Stuttgarts OB Frank Nopper stieg dann im Wettbewerb um die Poleposition der Lächerlichkeiten in den Ring, um dem Verkehrsminister vehement zu widersprechen. Wir Stuttgart21-Gegner bringen gerne eine weitere Variante ins Spiel: ein Wahrzeichen ist das Projekt doch schon längst: für politische Ignoranz, für Missachtung von Fakten, Physik und Demokratie und Sabotage an der Verkehrswende. Das wird es auch bleiben, Herr Nopper, ob fertig gebaut oder nicht!
Wir jedenfalls machen kein albernen Wettbewerb um Wahrzeichen, sondern streiten weiter für Umnutzung und Umdenken, und bleiben dabei zuversichtlich!
Kommen Sie gut nach haus, bis kommenden Montag auf dem Schlossplatz! Oben Bleiben!
-„Das Trojanische Pferd“; Film von KLaus Gietinger. Auch dieses Jahr wieder, jeden letzten Donnerstag je 19h30 in den Monaten: Januar/Februar/April/Juni 24. Mit Gästen vom Aktionsbündnis gg S21, und mit Christoph Hofrichter/Schauspieler (ehem. Bezirksbeirat S-Obertürkheim), die näschste Aufführung ist am 25.1.24., Asangstraße 15, Obertürkheim