rail blog 29 / Andreas Kleber

Mein ENTSCHLUSS, mich für die EISENBAHN einzusetzen

Kam am SA 01.11. morgens um 09.15 in Liverpool Street Station an, um am 03.11. meine Stelle im Claridge’s anzutreten. Am SO, 02.11. war mein erster Wunsch, zunächst London Waterloo und anschließend Paddington zu besuchen. Es gab ja auf dem Continent so gut wie keine Nachrichten über British Railways. In den vergangenen Jahren interessierten mich eher die Bahnen meiner beruflichen Tätigkeit (Rheinland, Schweiz, Frankreich).

Bei meinem ersten Besuch in North Devon und Somerset im Sommer1963 las ich in einer Tageszeitung einen Bericht über Dr. Beeching und seinen Report: die Milliardenverluste der Britischen Eisenbahnen sollen u.a. durch Streckenstilllegungen und Personalabbau abgebaut werden. Meine Freunde aus Barnstaple (North Devon) berichteten 1966, dass im West Country viele Strecken innerhalb kürzester Zeit stillgelegt wurden.

Fuhr von Ealing Broadway zur Waterloo Station. Sah im größten Europäischen Bahnhof auf der großen Anzeigetafel zwar Züge nach Exeter, aber keinen Express mehr ins West Country. Ging entlang des Bahnsteig 9, wo ich am 09.09.1963 mit einem Express aus dem West Country, bespannt mit einer im tadellosen Zustand rebuilt Bulleid light Pacific, der 34 109 ankam. Und sah an diesem trüben Sonntagmorgen größtenteils unsaubere Züge, eine „Warship“ – der V 200.0 ähnliche – ungepflegte Lok, welche die Züge Waterloo-Exeter bespannte. Fragte einen älteren Eisenbahner nach den Expresszügen ins West Country. Verwundert über mein Interesse meinte er, warum ich jetzt erst frage? „All gone“ – und sein Ausdruck wirkte traurig . „All gone“ – erklärte mir, was in den letzten Jahren passierte. Der Beeching Plan: innerhalb von 3 Jahren (1965-68) alle Dampfloks (ca. 15.000) verschrottet; gefolgt 1968 vom STEAM BAN. Im West Country sind von allen Strecken der Southern lines westlich Exeter nur noch zwei übriggeblieben; die ex-Southern Mainline to the West wurde zwischen Salisbury-Exeter eingleisig rückgebaut, die einst zweispurige nach Plymouth endet einspurig in Okehampton.

No doubeling of mainlines“ war Dr. Beeching‘s Credo; 43% des Streckennetzes gibt’s nicht mehr… Auch andere Gegenden in GB sind betroffen: am schlimmsten ländliche Regionen im West Country, Schottland und Wales. Aber auch manche Mainlines: z.B. Paddington – Birmingham, wo am 09.10.1950 der erste Intercity von einer 100 mph (ca 160 km/h) schnellen 4-6-0 h4 King Class und vor 3 Jahren noch Pulman Züge dahin rasten, ist downgraded to secondary status. Auch den Pulman „Bournemouth Belle“ gibt es seit 2 Jahren nicht mehr…

Da saß ich nun neben diesem alten Railwayman, der mir so vieles erzählte auf einer Bank am selben Bahnsteig, wo ich am 09.09.1963 frohen Mutes ankam. Die eindrucksvollen Tage meines ersten Besuches in England mit vielen Eisenbahn Erlebnissen im West Country waren in meinem Gedächtnis wieder da; vor allem die von Bulleid Pacifics bespannten gepflegten Expresszüge wie der Atlantic Coast Express, der mit seinen Kurswagen die Touristenorte an den Küsten Devons und Cornwalls mit/von London Waterloo verband.

Und heute dieser trostlose Blick:
NEIN, sollte ich je wieder in meine Heimat zurückkommen:
DANN SETZ ICH MICH MIT ALLEN MIR VERFÜGBAREN KRÄFTEN DAFÜR EIN, DASS SO WAS DORT NICHT GESCHIEHT!!!

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