In den Fängen der Datenkrake DB – Jeder Bahnkunde ein potentieller Betrüger
Ein Stück aus dem Tollhaus der Datenkrake DB. Ohne die Preisgabe persönlicher Daten, zumindest Geburtsdatum, Post- sowie Mailaddresse geht bei der DB, spätestens wenn man BahnCard-Kunde ist, gar nichts mehr. Daher liebt die DB auch »nichtrelationsbezogene« Fahrkarten, wie die BahnCard 100 und das Deutschlandticket, nicht, weil man dann das Reiseverhalten der Kunden, sprich »Datensubjekte«, nicht so genau nachvollziehen kann. Ein aktuelles Erlebnis legt den ganzen Wahnsinn der DB-Datensammelwut offen.
Ich wollte meine zahlreichen Bahnbonuspunkte für den Kauf einer Fahrkarte nutzen, musste auf der Bahnbonus-Webseite aber feststellen, dass mein Bahnbonus-Account gesperrt ist. Also Anruf bei der auf der Bahncard 50 aufgedruckten Telefonnummer. Dort landete man, wie nicht anders zu erwarten, in einer ewigen Warteschleife, in dem die DB KI alle möglich Daten abfragt. Dann schließlich die erhellende Antwort: Wartezeit 6 Minuten, bis man einen Menschen zu sprechen bekommt. Also nächster Versuch, diesmal bei einer Telefonnummer, die auf einer von mir vorsorglich aufbewahrten älteren Bahncard aufgedruckt war, als es noch für Kunden mit Bahncomfort-Status separate BahnCards gab. Hier kam dann doch erstaunlich schnell eine lebendige Person an Telefon, die nach Angabe der BahnCard-Nummer auch schnell einen Zugriff auf meinen Bahnbonus-Account hatte und die Sperrung bestätigte, die angeblich schon im August 2023 verfügt worden sei. Wieso, warum war mir unklar. Man hatte mir diese Sperrung nämlich nie mitgeteilt.
Aber die – offensichtlich bei dem Thema fitte – Dame fand schnell eine Erklärung: Ich hätte an einem Tag auf meinem Namen mehr als fünf gleiche Fahrkarten gekauft, und das sei als Betrug zu werten. Daraufhin sperrte die KI der Bahn (wobei ich hinter das »I« ein dickes Fragezeichen setzen muss) sofort wegen angeblich missbräuchlicher Nutzung den Bahnbonus-Account. Nach einiger Überlegung konnte ich den Vorfall rekonstruieren. Ich hatte für die Vorbereitung einer Fahrradtour mit ehemaligen Kollegen am DB-Schalter am Bahnhof Hamburg-Altona 12 Tagesfahrradkarten gekauft und auf Nachfrage der DB-Schalterbeamtin, ob ich Bahnbonuspunkte sammeln wolle, meine Bahncard in den entsprechenden Schlitz gesteckt. Dass ich somit unter Anleitung der DB-Schalterdame zum »Betrüger« würde, der sich Bahnbonuspunkte erschleichen wollte, hätte ich mir nicht im Entferntesten gedacht. Die DB-Logik: die Bahnbonuspunkte dürfen nur für selbstgenutzte Fahrkarten verwendet werden.
Der Clou der Geschichte: der Erwerb der Fahrkarten für den schnellen Regionalexpress von Erfurt nach Coburg war faktisch überflüssig, weil in Thüringen die Fahrradmitnahme im Zug kostenfrei möglich ist. In Bayern ist sie das zwar nicht, aber die Fahrkartenkontrolle fand vor der Landesgrenze statt, und obwohl der Zug auf thüringischem Hoheitsgebiet nicht mehr hielt, fragte trotzdem keiner nach einer Fahrradkarte. Die Kontrolle wäre auch insoweit eher ein Witz gewesen, weil es in Bayern, versteckt über eine App, unter der Woche Fahrradkarten zum Preis von 1 Euro gibt!
Nun – am Ende des erkenntnisreichen Telefonats versprach die Dame, die unrechtmäßig für die elf Fahrradkarten gutgeschriebenen 66 Punkte aus dem System zu entfernen und »zeitnah« das Bahnbonuskonto wieder freizuschalten.
Fazit: Es ist schon unglaublich, womit sich der DB-Verwaltungswasserkopf alles beschäftigt und Mitarbeiter bindet, die anderenorts im Kundenservice fehlen! Und für die »unrechtmäßig« unter tätiger Mithilfe von DB-Personal »erworbenen« 66 Bahnbonuspunkte hätte man sich noch nicht einmal eine Tasse Kaffee im ICE-Bordbistro gönnen können, denn dafür muss man 250 Bahnbonuspunkte auf den Tisch legen!