rail blog 57 / Stuttgart

„Keine Strecken-Vollsperrungen! Wir lassen uns nicht abhängen!“

Rede von Udo Rauhut, Waiblingen, bei der Kundgebung vom 14.4.23 in Stuttgart

Liebe Mitmenschen,
mein Name ist Udo Rauhut vom Sozialverband VdK, Kreisverband Waiblingen und vom Ortsverband Kernen, ich vertrete hier im Ehrenamt ca. 8000 Mitglieder im Rems- Murr Kreis.
Ein wichtiger Fokus des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg liegt dabei auch auf der Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr. Der Verband setzt sich dafür ein, dass die öffentlichen Verkehrsmittel in BadenWürttemberg für alle Menschen zugänglich und nutzbar sind. Dazu gehört auch, dass die Fahrzeuge und Haltestellen so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen und Mobilitätseinschränkungen entsprechen.

Als ich in der Zeitung über die geplante Streckensperrung las, dachte ich an einen Aprilscherz – aber es war noch kein April und nach den vielen Pannen im Zug zwischen Stuttgart und Bremerhaven, die ich monatlich gerade selbst erleben durfte, war mir klar: es ist Realität! Für viele Pendler und Reisende bedeutet die Streckensperrung massive Einschränkungen im Alltag und erhebliche zusätzliche Belastungen. Die Alternative zur Bahn ist oft ein Umweg über andere Verkehrsmittel wie Busse oder Autos, was zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und längeren Reisezeiten führt. Zudem sind die Ausweichmöglichkeiten nicht immer barrierefrei und stellen für Menschen mit Behinderungen oder Mobilitätseinschränkungen eine zusätzliche Hürde dar. Viele Senioren und Menschen, die beeinträchtigt sind, müssen pünktlich zu ihren Fachärzten und Ambulanten Reha-Kliniken, auf diese Termine haben Sie schon sehr lange gewartet und bei einer Absage der Termine kann es über ein Jahr dauern bis sie einen neuen Termin bekommen. Da nutzen 49 Euro Ausgleichsgeld wenig – die Menschen müssen jetzt medizinisch versorgt werden. Es ist wichtig, dass die Deutsche Bahn und der VVS ihre Bemühungen zur Verbesserung der Barrierefreiheit verstärkt und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und Senioren ernst nimmt. Diese Gruppen haben ein Recht auf Mobilität und müssen in der Lage sein, öffentliche Verkehrsmittel ohne Einschränkungen und Hindernisse nutzen zu können.

Auch die Kosten für die alternative Mobilität belasten viele Betroffene finanziell. Für viele ist es nicht einfach, zusätzliche Fahrtkosten aufzubringen oder ein neues Verkehrsmittel anzuschaffen. Auch der Zeitverlust und die zusätzliche Belastung im Alltag können sich negativ auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken.

Es ist an der Zeit, dass die Deutsche Bahn ihre Verantwortung für diese Gruppen wahrnimmt und Maßnahmen ergreift, um eine echte Barrierefreiheit zu gewährleisten.

Unsere Kritik an der Streckensperrung zeigt, dass es wichtig ist, die Bedürfnisse der Reisenden und Pendler ernst zu nehmen und bei großen Bauprojekten frühzeitig Alternativen und Ausweichmöglichkeiten zu planen. Es ist wichtig, dass die Verantwortlichen die Belastungen für die Betroffenen minimieren und dafür sorgen, dass die Baumaßnahmen so schnell wie möglich abgeschlossen werden, um eine möglichst baldige Normalisierung des öffentlichen Nahverkehrs zu gewährleisten.

Ich empfinde die momentane Planung als eine riesengroße Katastrophe und sehe eine Unfähigkeit der Planenden. Es ist eine Schande, dass die verantwortlichen Planenden für dieses Projekt unsere Bedürfnisse und Anforderungen völlig außer Acht gelassen haben. Die Sperrung ist ein klarer Beleg dafür, dass die Deutsche Bahn AG unser tägliches Leben nicht im Geringsten im Blick hat.

Wir werden in unseren Möglichkeiten massiv eingeschränkt und müssen uns mit einer untragbaren Situation abfinden. Wir setzen uns für unsere Bedürfnisse ein und wollen uns nicht länger mit unzureichenden Lösungen abspeisen lassen. Wir müssen unsere Stimme erheben und ein deutliches Zeichen setzen, dass wir uns nicht länger benachteiligen lassen werden. Diese Demo ist der erste Schritt dazu.


Wir brauchen eine Bahn, die bei Bauprojekten Planungssicherheit erbringt, mit wenigen Beeinträchtigungen ihrer Kundschaft. Wir brauchen eine Bahn, die wieder pünktlich fährt. Wir brauchen eine Bahn, die überall barrierefrei ist. Wir brauchen eine Bahn, die nicht auf die Rendite ihrer Aktionäre schaut, sondern auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden.
Eine Deutsche Bundes Bahn für alle, so wie es bis zum 31.12.1993 war.

Wir lassen uns nicht abhängen!
Vielen Dank fürs Zuhören

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