Wie junge Familien reisen
Am vergangen Samstag saß ich in der S-Bahn. Auffallend viel skandinavisches Sprachgewirr. Reisende mit sehr viel Gepäck, junge Familien mit kleinen Kindern und Säuglingen in Kinderwagen. Ich sprach eine junge Familie an. Ja, sie kamen aus dem Nachtzug von Stockholm, der eigentlich nach Hamburg-Altona fährt, aber wegen der Streckensperrungen durch die DB schon im Norden Hamburgs in Pinneberg endete. Wir kamen ins Gespräch. Der Familienvater berichtet mir, er kombiniere einen privaten Ausflug mit einer beruflichen Reise, daher habe er auch ein Komfortabteil buchen können. War wohl bei dem großen Kinderwagen und dem vielen Gepäck auch erforderlich.
Ja, der Nachtzug aus Stockholm sei pickepacke voll gewesen. Er fände diesen Zug gut, weil mit Kind und Gepäck viel einfacher zu nutzen als das Flugzeug, zudem seien die Flüge in letzter Zeit sehr teuer geworden. Ich gab mich als Vertreter von Prellbock zu erkennen, die die Einführung dieses Nachtzuges von Stockholm nach Hamburg-Altona sehr begrüßt hätten. Er fragte mich draufhin, warum es dann keine Nachtzüge von Schweden nach München gäbe. Zudem habe er gehört, dass der Zug ab April bis nach Berlin fahre, das fand er toll. Die junge Familie wollte aber an diesem Tage noch weiter nach Amsterdam fahren. Dann einige Tage später nach Paris und von dort weiter nach London. Alles mit der Bahn. Den Rückweg nach Stockholm habe ich nicht erkundet.
Er fand es bedauerlich, dass es nicht mehr Nachtzugverbindungen gäbe. Das sei doch zum Reisen viel bequemer und man würde Zeit und Stress sparen. Mit dem vielen Gepäck und dem Kinderwagen auf jeden Fall. Ich erläuterte ihm dann, dass die europäischen Bahnen ja eigentlich den Nachtzugverkehr mehrheitlich einstellen wollten, keine neuen Schlaf- und Liegewagen mehr gekauft hätten, und mit dem derzeit noch vorhandenen Rollmaterial kurzfristig sich nicht mehr Verbindungen einrichten ließen. Und vermutlich- das fügte ich hinzu – dürfte auch die vergleichsweise große Bestellung der ÖBB von 240 Schlaf-und Liegewagen nicht ausreichen, die sprunghaft angestiegene Nachfrage nach Nachtzugreisen zu befriedigen. Und dann trennten sich unsere Wege im Hamburger Hauptbahnhof.
Fazit: Die Nachfrage nach Nachtzügen ist größer als das, was die schlauen Marketingstrategen der großen Bahnen hier der DB und der SNCF erwartet haben.