DER KLEBER-EXPRESS
1.Beitrag: Die Anfangszeit
Dass er mal meinen Namen tragen würde oder der letzte der Ferneilzüge der Bundesbahn sein würde, war wohl nie beabsichtigt. 49 Jahre, 11 Monate und 20 Tage (23.05.1954-13.12.2003) verband er München und Freiburg (Brsg) durch landschaftlich reizvolle Gegenden Süddeutschlands.
Eine durchgehende Verbindung München-Ulm-Titisee-Freiburg (Brsg.) gab es seit 1911 mit einem Kurswagen: bis 1914 bis Kolmar. Hoteliers aus Bad Wörishofen, Titisee und mein Opa erreichten bei der Reichsbahndirektion, die Führung eines Eilzuges München – Freiburg über Memmingen – Aulendorf – Saulgau – Donaueschingen – Titisee nach Freiburg (Brsg.) für 1939. Wegen des Anschlusses Österreichs verkehrte dieser in der Relation Innsbruck-Lindau-Donaueschingen-Freiburg; die Kurswagen über Ulm sowie ein weiterer über Lindau-Basel dienten als Ersatz.
Nach der Gründung der Bundesbahn (07.09.1949) hatte sie den politischen Auftrag, wichtige Städte (ab 20.000 Einwohner) und touristische Zentren untereinander mit maximal einmal Umsteigen in der neu gegründeten BRD zu verbinden. So entstanden, teils auch auf Nebenstrecken neben diversen Kurswagenverbindungen auch die sogenannten Direktions-übergreifenden „Heckeneilzüge“; u.a. der Grenzland-Express, Matrosenläufer, Bremen- Frankfurt (M), Trier-Westerland, Emden Süd – Saarbrücken, etc… Die als „A“ geführten Eilzüge unterstanden dem Fernverkehr; die „B“ geführten mit kürzerem Laufweg den einzelnen Direktionen. Auch aus den Zugnummern konnte man sie erkennen.
Nach langem Drängen und Bitten fuhr am 23.05.1954 das erste Eilzugpaar München – Freiburg via Allgäu-Oberschwaben-Donautal-Baar-Hochschwarzwald. Die Fahrzeit von „7’40“ bzw. 7‘50“ war durchaus akzeptabel; die Autobahn A 5 endete in Achern; Umgehungen bei den Bundesstraßen gab es noch nicht. Zudem war die Fahrt mit 3x Lokwechsel sowie Anschlüssen in Memmingen, Aulendorf verbunden (siehe Anlage).
Die Fahrzeiten verkürzten sich ab 1955 bis zu 35/40 min. und blieben bis 1964/5 stabil.
Ich erfuhr im Vorfeld, dass an diesem Sonntag dieser Zug zum ersten Mal fuhr: ich stöberte schon 1953, in meinem 1. Volksschuljahr in Kursbüchern. Im katholischen Oberschwaben ging man ja sonntags morgens zur hl. Messe; die für Kinder leider nicht „Fahrplan konform“ zum E 766 lag. Was blieb mir anders übrig, als diese zu schwänzen um am heimischen Bahnhof den bedeutendsten Zug in meiner Heimatstadt zu erleben? Wie er mit seiner P 8 bespannt, in der Mitte ein Görlitzer BCm mit Seitengang Richtung Freiburg rausdampfte? Auch nachmittags um 16.26 auf seiner Fahrt nach München.
Oft genug ging ich zum Bahnhof, ich fuhr oft nach Aulendorf, um den Lokwechsel zu beobachten: die wohl formschönste Länderbahnschnellzuglok, die bayr. S 3/6 vom Bw Lindau übernahm auf dem Abschnitt München-Aulendorf DEN Zug. Das war mir wichtiger, als Hausaufgaben büffelnd zu Hause zu sein. Oft begleitete mich auch mein Firm Patenonkel Franz, Chefarzt am Saulgauer Krankenhaus. Sein Vater war Bahnhofsvorstand in Ehingen (Donau) in den 20er Jahren: seine Frau und 3 Töchtern hatten kein Interesse an der Eisenbahn: über S 3/6, P 8, 50er, T 5 konnte er sich nur mit mir unterhalten…
Am 15.04.1957 bin ich mit ihm bis München-Pasing; von wo ich zur Cousine meiner Oma nach Seefeld-Hechendorf umstieg, um meine Osterferien zu verbringen. Aber auch zu anderen Großtante nach Augsburg nahm ich zumindest auf der Rückfahrt ab Buchloe immer diesen Zug. Ein steter Begleiter war er mir während meiner Internatszeit in Illertissen 1960-64: Aber auch da hatte ich manchmal „Probleme“: die Abfahrtszeit des E 766 nach Freiburg lag damals in Memmingen ca. 09.35. Zeitweise hatten wir morgens Sportunterricht, wo ich sowieso nicht auffiel und so zum Illertissener Bahnhof entwischen konnte, um den E 705 Stgt-Ulm-Oberstdorf bis Memmingen zu erreichen…
Doch die Ära nicht nur der S 3/6 ging zu Ende: dieser Zug war die letzte bedeutendste Zugleistung dieser einst so stolzen Schnellzuglok. Konnte die letzte Fahrt mit dieser Lok am 26.09.1964 nur noch aus der Ferne verfolgen, denn in der Zwischenzeit war ich in der Lehre auf dem Petersberg.
Da er einer der bedeutendsten und gut besetzten Eilzugklassiker der DB war, begann für ihn 1965 eine „neue Zeit“: die Kemptener V 200.1 bespannte ihn auf dem Abschnitt München-Aulendorf; eine V 100.20 bis Neustadt (Schwarzw.) und von da ging es elektrisch nach/von Freiburg (Brsg). Die Reisezeit verkürzte sich in beiden Richtungen um ca. 35/40 Minuten. Und er bekam ein neues Wagenmaterial:
Es wurde ein Vierwagenzug gebildet aus vier neuen Silberlingen.
Meine beruflichen Stationen führten mich ins Rheinland, in die Schweiz, nach Frankreich und England, so dass ich ihn nur noch aus dem „braunen Kursbuch“ (Gesamtausgabe DB) verfolgen konnte.
Nur einmal benutzte ich ihn am 24.08.1969 auf meiner Fahrt von Saulgau nach Lausanne bis Tuttlingen: Dort hatte er bahnsteiggleich Anschluss an den Eilzug Schirnding – Konstanz mit seinem Kurswagen Prag – Zürich.
Und während meiner Auslandszeit wurde ich im April jährlich von der BD Stuttgart über die Fahrplanlage ab Sommerfahrplan Ende Mai/Anfang Juni informiert.
EINGESETZTE LOKOMOTIVEN DES KLEBER-EXPRESS :
Typ: eingesetztes BW eingesetzte Strecke Fahrplanperiode
Dampflokomotiven
18.4-5 (bayr. S 3/6) Lindau München – Aulendorf So 54 – Wi 58/9
18.6 (bayr. S 3/6, neu bek) Lindau München – Aulendorf So 59 – So 64
38.10 (preuß P 8) Tübingen Aulendorf – Donaueschingen/Sigmaringen/Tübingen So 54 – Wi 64/5
39.0 (preuß. P 10) Kempten (Allg) München – Aulendorf Wi 64/5
75.10 (bad VIc ) Villingen (Schwarzw) Donaueschingen – Neustadt (Schwarzw) So 54 – So 59
85 Freiburg (Brsg) Freiburg (Brsg) – Neustadt (Schwarzw) So 54
Elektrolokomotiven
139 (E 40.10) Mannheim Freiburg (Brsg) – Titisee/Neustadt (Schwarzw) So 81 – Wi 87/8
143 Mannheim Freiburg (Brsg) – Titisee als Schublok So 97 – So 2001
144.5 (E 44.5; E 244) Freiburg (Brsg) Freiburg (Brsg) – Neustadt (Schwarzw) So 55 – Wi 80/1
Diesellokomotiven
211 (V 100.10) Ulm Aulendorf – Neustadt (Schwarzw) / Tübingen So 70 – Wi 71/2
Villingen (Schwarzw) Donaueschingen – Neustadt (Schwarzw) So 60 – So 61, So 63 – 64
212 (V 100.20) Ulm, Nördlinger Leihl. Aulendorf – Neustadt (Schwarzw) / Tübingen So 65 – Wi 69/70
215 Ulm Aulendorf – Neustadt (Schwarzw) So 72 – Wi 76/7
218 Kempten (Allg) München – Aulendorf So 75 – Wi 76/7
München – Neustadt (Schwarzw)/Titisee So 77 – Wi 87/8
München – Freiburg (Brsg) So 88 – 13.12.2003
220 (V 200.0) Villingen (Schwarzw) Donaueschingen – Neustadt (Schwarzw) So 62
221 (V 200.1) Kempten (Allg) München – Aulendorf So 65 – Wi 74/5
ZUGLAUF DES KLEBER-EXPRESS
München – Freiburg (Brsg) in den Sommerfahrplänen 1954 – 1971
ganzjährig Sommerfahrplan 1972 – Winterfahrplan 1992/3
nur an Wochenenden Sommerfahrplan 1993 – Winterfahrplan 1996/7
wieder täglich 01.06.1997 – 13.12.2003
München – Memmingen Winterfahrplan 1955/6
München – Aulendorf Winterfahrplan 1956/7
München – Sigmaringen Winterfahrpläne 1957/8 – 1960/1
München – Tübingen Winterfahrpläne 1961/2 – 1971/2
MÜNCHEN – Buchloe – Memmingen – Kißlegg – Aulendorf – Bad Saulgau –
Sigmaringen – Donaueschingen – Titisee – Hinterzarten – FREIBURG (Brsg)