rail blog 123 / Andreas Kleber

19.07.1956

DER FT RHEINBLITZ – UND DER ARME BUB

Die SVT der Deutschen Reichsbahn, die Ende August 1939 abgestellt wurden und in Westdeutschland verblieben, wurden – umgebaut – 1951 wieder bei der Bundesbahn als Schnelltriebwagen eingesetzt. Zunächst als FT 7/8 Rheinblitz Basel-Dortmund; ab/bis Mannheim vereint mit dem F 27/8 Rhein-Isarblitz München-Stuttgart-Dortmund. Ab 1954 kamen zwei weitere SVT hinzu: FT 37/8 Nürnberg-Dortmund und ab Würzburg vereint mit FT 137/8 München-Dortmund. Ab Mainz fuhren die vier SVT vereint bis/ab Köln: FT 7/8 und FT 27/8 über Hagen; FT 37/38 und 137/8 über Düsseldorf-Essen nach Dortmund. Mit einer Frühabfahrt / Spätankunft ab Dortmund. 1958 wurden sie durch VT 08.5 ersetzt; ab SO 1959, nachdem die linke Rheinstrecke elektrifiziert war, fuhr der RHEINBLITZ als lokbespannter F-Zug von München und Basel, ab/bis Mannheim vereint über Köln-Düsseldorf-Essen nach Dortmund. Die F-Zugverbindung Dortmund-Hagen-Köln-Frankfurt-Nürnberg-München wurde durch einen F-Zug Hans Sachs bedient, bei welchem zeitweise sogar ein VT 11.5 (TEE-Triebwagen) zum Einsatz kam.

Wie jedes Jahr ab 1953 durfte ich mit meiner Schwester Stephanie in den Sommerferien zu den Verwandten nach Feldhausen, heute Bottrop 2 fahren, der Heimat meiner Mutter, wo wir von der Oma, Tanten, und Onkels verwöhnt wurden. Schon alleine die Fahrt von/nach Feldhausen, am Rhein entlang war ein Erlebnis. Normalerweise fuhren wir – morgens ab 09.00 im heimischen Saulgau ab; ab Ulm mit dem D 203, einem Traditions-D-Zug bis Essen oder Duisburg, wo wir dann umstiegen.

Eine Fahrt im RHEINBLITZ war immer schon mein Traum; aber er hatte ja ausschließlich die 2.; ab 1956 die 1. Wagenklasse. Zweimal erlebte ich Rückfahrt im RHEINBLITZ ab Essen, wenn der Onkel, Schwager meiner Mutter und Abteilungsleiter Vestischen IHK in Gelsenkirchen, uns dazu einlud.

1956, ich war 9 Jahre alt, begleitete uns die Mama zur Fahrt in ihre Heimat; ab Ulm im FT 27 RHEINBLITZ. Die RHEINBLITZGRUPPE war eine Schnelltriebwagenverbindung aus 4 SVTs nach/von Dortmund; aus Basel, München-Stuttgart, die beiden ab Mannheim vereint; sowie München- und Nürnberg-Würzburg, alle vier vereint zwischen Mainz und Köln. Ich wusste das vom Kursbuch aus sehr wohl.

In Mannheim verließ ich den FT 27, um das Ankuppeln mit dem FT 7 aus Basel zu beobachten. Das Signal zeigte auf Grün; und ich stieg in den führenden FT 7 aus Basel ein, direkt hinter dem Führerstand. Der Zugführer/Schaffner beobachtete mich; wunderte sich um das Interesse des „kleinen Buben“ an der Bahn und die vielen Fragen, die ich zu stellen hatte: Fährst Du alleine? – Die Mama und Stephanie sitzen im FT 27… Du kennst ja die Zugnummern!

Die Mama, im FT 27 aus München sitzend, war in Angst und Sorge um mich. Der Zugführer des FT 7 übergab mich in Mainz meiner Mutter, die für ihre erlittenen Schreckensqualen mir eine hinter die Ohren gab und ausschimpfte. Der Zugführer konnte das Verhalten meiner Mutter nicht nachvollziehen, sah mitleidig auf mich jungen, Bahnbegeisterten und meinte bedauernd:  Der arme Bub….

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