rail blog 165 / Andreas Kleber

Eine Frage der Perspektive

Ich war vom 16. bis zum 21. August in Berlin, also just zu der Zeit, als am Wochenende 19./20. August der Tag der offenen Tür bei den Bundesministerien und beim Bundeskanzleramt stattfand.

Von einem Krankenbesuch der Charité Campus am Samstag 19. August kommend, war es nicht weit zum Bundesministerium für Digitales und Verkehr in der Invalidenstraße. Warum nicht sich mal aus „erster Hand“ über den Schienenverkehr erkundigen, wenn man schon da ist?

Nach der Kontrolle wurde ich sofort auf die ELEKTROAUTOMOBILITÄT aufmerksam gemacht. Meine Antwort: ich kann »nur auf 62 % elektrisch fahren«, und »es wurden sogar einige Strecken de-elektrifiziert…«

»Fahren Sie Benzin oder Diesel?« –»Nein, BAHN!«

Ungläubiges Staunen und das im BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM!

»Wo geht’s zur Eisenbahnabteilung?« – »Den Weg ganz dahinten bis zum Ende durch, dann links, irgendwie kommen sie dahin…«

Zur Eisenbahnabteilung? Vorbei an den vielen Info-Ständen über Straßenbau, Flughäfen und Flugsicherheit, Hochseeschifffahrt und Containerverkehr, »umweltfreundlicher Autobahnausbau« … was mir da alles begegnete!

Schließlich fand ich dann endlich einen kleinen Stand. Was mich interessierte, suchte ich vergebens: Alles, was an BAHN präsent war? Ein Stand des EBA mit 3 Personen!

Das war ALLES an Bahninfos!

Und die drei gaben mir Infos von ihrer Behörde …

Informationen vom operativen Geschäft der Bahn? Zukunftsperspektiven, wie es weitergeht mit dem großangekündigten Milliardenprojekt für die BAHN? Was aus dem SCHIENENNETZ wird? … und so weiter … Nichts davon zu hören.

Als Info bekam ich lediglich den Jahresbericht des EBA und das Bundesforschungsprogramm Schiene. Auf meine Fragen über Bahn und Schienenverkehr angesprochen, bekam ich zwar eine Gegenfrage: »Sind Sie Eisenbahner?«, aber keinerlei Infos, die für mich von Belang waren! Dieser EBA-Info-Stand schien der einzige im Ministerium für den SCHIENENVERKEHR zu sein… und das am Tag der offenen Tür…

Noch schlimmer am Sonntag, den 20. August um 14 Uhr im Vorhof des Kanzleramts: Durch meine Tochter hatte ich Zugang zu den Fragen an Kanzler Scholz. Dieser Termin war auf eine Stunde terminiert. Wirtschaftliche Entwicklung, teurere Energie, Inflation, Ukrainekrieg, Immigration, Asylpolitik und Flüchtlingsprobleme standen im Focus. Auf die Verkehrspolitik angesprochen redete der Kanzler ausschließlich über die »Zukunft Automobil-Elektrizität«: Mit KEINEM Wort wurde von ihm die BAHN erwähnt…

Das war mir zu viel: Ich fuhr anschließend zu meinen Berliner Bahnwallfahrtsort, dem Anhalter Bahnhof mit seiner bewegten Geschichte! Wo 1939 D 53, ein Henschel-Wegmann-Zug auf der Strecke nach/von Dresden Hbf (von der Dampflok 61 002 [2C3 h3T] bespannt) mit 1 Stunde und 49 Minuten um 1 Minute schneller war als der heutzutage schnellste Zug, RailJet 257; als mein Opa noch im Schlafwagen ab/bis Aulendorf durchfahren konnte und selbst mit den Schnellverkehrs-Triebwagen (SVT) ein Tagesausflug von Stuttgart nach Berlin mit mehreren Stunden Aufenthalt möglich war…

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