rail blog 277 / Michael Jung

Deutsche Bahn: Zwangsdigitalisierung wird durchgesetzt, koste es was es wolle….

Ab dem 9.6.2024 gibt es die Bahncard nur noch in digitalisierter Form aufs Smartphone. Ein Widerspruch dagegen ist sinnlos, wie aus nachstehendem Schreiben von DB Fernverkehr hervorgeht. Wer dagegen protestiert, wird knallhart und frech abgebügelt. Es wird noch nicht einmal ein Deal angeboten, gegen eine Gebühr von ein oder zwei Euro (das sind ungefähr die Kosten für die Ausstellung und den Versand einer Bahncard im Scheckkartenformat) die Bahncard wie bisher zu erhalten. Das wäre gerade für die ältere Kundschaft unter Umständen ein noch akzeptables Angebot. DB Fernverkehr – quasi als Monopolist – geht nach dem Motto vor: Friss, Vogel oder stirb!

Ihre Nachricht vom: 18. März 2024
Unser Zeichen: 1-175603074393
Hallo Frau …..
vielen Dank für: Ihre E-Mail vom 18. März 2024. 

Die Umstellung der BahnCard auf ein digitales Format zum 9. Juni 2024 steht fest, und ein Widerspruch Ihrerseits wird daran leider nichts ändern. Sollten Sie im Zuge der Digitalisierung Ihre BahnCard kündigen wollen, genügt hierfür ein formloses Schreiben. 

Wenn Sie Fragen zu diesem Schreiben haben oder weitere Informationen wünschen, erreichen Sie uns per E-Mail unter bahncard-service@bahn.de oder telefonisch montags bis freitags von 7 bis 21 Uhr und samstags von 9 bis 18 Uhr unter der Rufnummer 030 2970. 

Ihre Meinung ist uns wichtig. Wir würden uns deshalb sehr darüber freuen, wenn Sie Ihren heutigen Kontakt zu unserem Service bewerten. Für die Teilnahme folgen Sie bitte diesem Link: Kundenzufriedenheitsbefragung

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team vom BahnCard-Service

DB Fernverkehr AG
Mit solchen Schreiben ist wirklich nun ein Tiefpunkt der Kommunikation der DB mit ihren treuesten Kunden erreicht. Wenn man nicht mitspielt, dann wird man einfach hinausgeworfen. Ein Recht, auch ohne Smartphone Bahn fahren zu dürfen, scheint bei der DB nicht zu existieren, geschweige denn ein Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Das Ergebnis einer solchen Arroganz der Macht lässt sich in den Geschäftszahlen von DB-Fernverkehr für 2023 ablesen, danach ging die Zahl der Nutzer der Bahncard 100 allein im vergangenen Jahr um 8 Prozent zurück, und die der Nutzer der Bahncard 50 um 5,1 % (lt. DB Daten und Fakten 2023). Die Abstimmung mit Füßen hat dazu geführt, dass 3.700 Inhaber einer BC100 und 66.000 Inhaber einer BC50 der DB den Rücken zugekehrt haben. Verkehrswende sieht anders aus. Das sieht man besonders an dem Vergleich zwischen Deutschland und der Schweiz. Wenn hierzulande prozentual genauso viele Bahnreisende die BC100 hätten, wie in der Schweiz es Kunden für das mit der BC 100 vergleichbare Generalabo gibt, müsste es, auf die höhere Einwohnerzahl in Deutschland hochgerechnet, 4,3 Mio. BC100 Besitzer geben. Leider sind es nur 1% davon, also ganze 42.700!

Über Michael Jung

Jahrgang 1950, Dipl.-Volksw., arbeitete zuerst in einem Großkonzern der Mineralölwirtschaft und dann 28 Jahre bei einer deutschen Großbank, davon 10 Jahre lang im Bereich Finanzierung von Eisenbahn- und Nahverkehrsprojekten weltweit. Seit 8 Jahren ist er Sprecher der Bürgerinitiative Prellbock-Altona e.V., die sich für den Erhalt und Modernisierung des Fern- und Regionalbahnhofs Altona am jetzigen Standort einsetzt.

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