rail blog 41 / Andreas Kleber

Als „Ersatz-Koch“ in der Speisewagenküche des IC 510

Auf der Fahrt ins Ruhrgebiet, am 25.05.1988, wo ich, dank des Präsidenten der BD Essen, Herrn Rüdiger Schwarz, am 26.05.1988 die letzte bei der DB planmäßige 221er (V 200.1) fahren durfte, nahm ich ab Ulm den IC 510 van Beethoven (München-Stgt-Köln-Essen-Dortmund). Unerwartet kam ich dort zu meinem einzigen Kücheneinsatz in einem fahrplanmäßigen IC.

Setzte mich in Stuttgart (19:08) in den Speisewagen. Die Servicemitarbeiterin wies die Reisenden darauf hin, dass es nur noch eine sehr begrenzte Auswahl an kalten Gerichten gibt, da sich der Koch im Speisewagen höllisch verbrannt hat, unmöglich weiterarbeiten konnte und daher die Gäste manch gewünschtes Abendessen nicht bekommen konnten. Als gelernter Koch bot ich den MA meine Hilfe an, was auch der Zugführer bewilligte. In der Küche, wo mich die Küchenhilfe willkommen hieß, sah ich den Armen mit seinen schmerzhaften Blasen an rechter Hand und Arm, der mir sofort seine Schürze gab. Damals wurde in den DSG-Speisewagen noch gekocht: es gab zwar Convenience-Produkte für Saucen und Brühen, vorportionierte Hüftsteaks und vorgekochte Kartoffeln; aber Salate, Zwiebeln, Kräuter mussten gehackt/geschnitten und angemacht werden. Das am meisten gewünschte Gericht war Hüftsteak mit Kräuterbutter, Zwiebelbohnen und Bratkartoffeln. Bei den blanchierten Bohnen wurden zuvor die fein geschnittenen Zwiebeln in Butter/Fett geschwenkt; in der Zwischenzeit die Bratkartoffel in Scheiben geschnitten und in der erhitzten Pfanne angebraten… und die Steaks auf die Grillplatte gelegt: Ein Gast wollte sein Steak durch, einer medium; einer musste in Heidelberg (20:16) aussteigen. Zwischen Mannheim und Koblenz (20:33 – 22:01) war der „Ansturm“ im Speisewagen am größten: Wurstsalat, Salatbouquet mit Putenstreifen, Tomatensuppe, Hüftsteaks und das alles auf engstem Raum. Wenigstens konnte mir der Verletzte sagen, wo alles zu finden ist und wie man am schnellsten in einer Speisewagenküche zurechtkommt. Außerdem wurde ich gut von der Küchenhilfe unterstützt.

Auf der linken Rheinstrecke zwischen Mainz und Koblenz war es für mich aber schon manchmal schwierig, wenn der Zug durch die Kurven fuhr oder bremsen musste.

Ab Koblenz schien die Nachfrage ohnehin nachzulassen; ab Köln war dann mein Einsatz beendet; ich war zwar verschwitzt, konnte mich aber für den Ausstieg in Duisburg fertig machen.

Der verletzte Kollege, dem ich gute Besserung wünschte, scherzte, ob ich wohl der DSG eine Rechnung schicken würde? Ich meinte, für so ein wohl einmaliges Berufserlebnis müsste ich eigentlich noch was bezahlen…

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