rail blog 64 / Andreas Kleber

Bahnerinnerungen an KÖLN

Das letzte Treffen Bürgerbahn – Denkfabrik für eine starke Schiene in Köln war sicher für alle Beteiligten sehr nachhaltig. Allein der BAHNKNOTEN KÖLN ist (nicht nur) bei mir mit vielen langjährigen Erinnerungen verknüpft.

*Zu den Ferien in die Heimat meiner Mutter (nördliches Ruhrgebiet) Mitte/Ende der 50er fuhren wir immer über Köln. Schon damals faszinierte mich dieser imposante Bahnhof: Dampfloks herrschten noch vor: erst ab Sommer 1959 war die rechte Rheinstrecke bis Hamm (Westf.) über Düsseldorf – Essen elektrifiziert. Einige Male stiegen wir im Hbf um: ob morgens früh auf demselben Bahnsteig, wenn die 4 SVT der RHEINBLITZ-GRUPPE sich bis Mainz vereinten oder beim Umsteigen vom D 267 München – Münster über Wuppertal in einen Eilzug bis Wanne-Eickel; in Köln war immer was los. Oder am 31.08.1960, als ich mit meiner Schwester in den D 366 Nijmegen-München umstieg: dieser war damals mit dem D 266 Hagen-Basel bis Wiesbaden vereint, hatte Kurswagen nach Ventimiglia und man musste schon aufpassen, dass man in den richtigen Wagen einstieg.

*Anfang/Mitte der 60er Jahre begann ich mit einer Kochlehre auf dem Petersberg. Die meisten meiner freien Tage verbrachte ich auf dem Kölner Hbf. Ebenso schlich ich mich des Öfteren aus der Bonner Berufsschule zum Bahnhof, um den „Berufsschulunterricht“ im Kölner Hbf fortzusetzen. Anfangs, 1963 waren nur die beiden Rheinstrecken sowie die Strecke nach Düsseldorf elektrifiziert: die Wupperstrecke sowie die von Krefeld-Neuß kamen kurz darauf: Interessant die beiden „Starzüge“ F (später TEE) 9/10 RHEINGOLD und 21/22 RHEINPFEIL, wo man das exklusive Reisen nur durch die Fensterscheiben während des Aufenthaltes beobachten konnte, die eleganten VT 11.5: ob die TEE SAPHIR Frankfurt-Ostende, RHEIN-MAIN nach/von Amsterdam, PARSIFAL Paris Nord-Hamburg-Altona, aber auch die vielen durchlaufenden D-Züge in alle Richtungen: von Kopenhagen/Amsterdam bis Basel/Mailand-Rom und die bayerischen, Allgäuer und österreichischen Alpen: Interessant auch die Lokwechsel, wie z.B. beim F 33/34 GAMBRINUS München-Köln-Hagen-Hamburg von der E 10 auf die V 200.0 oder bei den Zügen nach Belgien, wenn bei Zügen über Aachen hinaus „Kartoffelkäfer“ der SNCB (eine Co-Co Diesellok, einer US-Diesellok ähnelnd) diese übernahmen. Noch kamen die letzten P 10 vom Bw Jünkerath vor den Personenzügen der Eifelstrecke, bevor sie von der 01 abgelöst und ins Bw Stgt aufs Altenteil versetzt wurden; oder die 01.10 Kohle/Öl vom Bw Osnabrück mit ihren schweren D-Zügen über Hagen-Wuppertal. Wenn die, teils zeitgleich mit den von 03 bez. 23 bespannten Zügen Richtung Mönchengladbach die Halle des Kölner Hbf verließen, war dieser Bahnhof in Dampf- und Rußschwaden gehüllt!

*Es war auch das Treiben auf diesem Bahnhof, das einen faszinierte: z.B. das Aus- und Einladen der Gepäckwagen auf den Gepäckbahnsteigen mit Reisegepäck und Expressgut, die Bevorratung der DSG- und teils ISG-Speisewagen während des Aufenthaltes; alles genau auf diesem Punkt, wo die Züge hielten. Viele, teils kriegsversehrte DB-Beamte erteilten den ratsuchenden Reisenden blitzschnelle Auskunft; nicht nur mit Kursbüchern, sondern auch Bahnhofsbüchern ausgestattet, wo für die Hauptbahnhöfe die Gleisangaben verzeichnet waren. Und durch das Gedränge schoben sich die Imbisswagen der DSG entlang des Zuges, um den Reisenden durch die Fenster hinweg noch warme Würstchen, Kaffee, Getränke, etc… anzubieten. Schon damals waren einige Gleise doppelt belegt; noch gab es keine S-Bahn; ebenso wenig die Gleise 10 und 11. Die vom Süden her in Köln eintreffenden Züge endeten in Köln-Deutz, von wo aus sie dann in den Abstellbahnhof fuhren.

60er Jahre

*Am interessantesten fand ich die Nachtzeit ab 23.00. Nach Dienstschluß in der Küche konnte ich noch den E 297 in Königswinter erreichen, welcher um 22.51 in Köln Hbf eintraf: dort kamen kurz darauf die Nachtzüge wie D 88 AUSTRIA-EXPRESS Hoek van Holland – Klagenfurt, an der Spitze mit den „siamesischen Zwillingen“ und dem ISG-Halbspeisewagen Hoek van Holland-Köln an; D 308 Amsterdam-Njmwegen-München-Ancona und mein „Lieblingsnachtzug“ D 352 VORARLBERG-EXPRESS, welchen ich zu meiner Fahrt bis Aulendorf benutzte. Kurswagen wurden rangiert: danach kamen dann der F 108 Holland-Italien-Express, D 208 Dortmund-Interlaken; D 408 von Dortmund-Essen=Altenessen-Duisburg und der Flügelzug D 608 Dortmund-Wuppertal, ab Köln vereint nach Stgt-München: beide mit Schlaf- und Liegwagen, Pack- und Postwagen…

*Doch nicht nur der Hauptbahnhof; auch der Güterbahnhof Gereon war unheimlich faszinierend: es war einer der größten Stückgutbahnhöfe der DB; viele Wagen mit Zielen von Flensburg bis Lindau, sowie Aachen nach Berlin wurden von V 60ern hin- und her rangiert: viele Züge zusammengestellt; Ladekarren in unzähliger Zahl beförderten die Güter an den Laderampen entlang; Combis und Lieferwagen warteten in Schlangen mit ihren Kisten und Holzcontainern auf die Entladung, wo viele fleißige Männer schwere Arbeit verrichteten. Selbst große, mit 4711 verzierte Holzkisten mit wohlriechendem Parfüm aus der Glockengasse fanden ihren Weg in die gedeckten Güterwagen! Heute ist davon nichts mehr übrig geblieben: der Ufa-Palast und andere moderne Gebäude lassen nicht mehr erahnen, was dort einst für Leben war.

*Ebenso einer meiner Lieblingsaufenthalte war das Bw Deutzerfeld: nagelneue E 10 sowie die ersten Mehrstromloks (E 184) gaben sich hier die Ehre; und … noch die letzten Dampfrösser als Gastloks: 01 sowie die Mönchengladbacher 03 und 23. Für Dieselloks baute man schon das Bw Nippes aus.

*Zurück bleiben schöne Erinnerungen an einen Bahnknotenpunkt, auf dem ich mich heute noch gerne aufhalte.

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