rail blog 73 / Heiner Monheim

Autobahnen als Güterbahntrassen nutzen

Lkw überlasten Autobahnen

Massenhafter Lkw-Verkehr blockiert viele Autobahnen, verhindert die Verkehrswende und ruiniert weiter das Klima. Oft sind mindestens eine Spur je Richtung, häufig aber auch zwei von Lkw blockiert. Massenhafter Lkw-Verkehr kostet viel Leistungsfähigkeit . Deswegen lautet seit langem eine wichtige verkehrspolitische Forderung: „Straßen entlastern“.

Transformation von Autobahnen zu Auto-EISEN-Bahnen

Das wird möglich durch die Umwandlung von Lkw-blockierten Fahrspuren in leistungsfähige Güterbahntrassen. So entstehen bimodale Auto-EISEN-bahnen, die einen Teil der Autobahnflächen als Bahntrasse nutzten. Statt gestaute Lkw-Schlangen bieten diese neuen Güterbahntrassen eine effektivere Transportlösung und sichern eine viel höhere Leistungsfähigkeit des Verkehrsnetzes und einen Durchbruch bei der Verkehrswende und in der Klimapolitik. Deswegen fordert das Klimabahnbündnis die Prüfung dieses Vorschlags durch Machbarkeitsstudien. In diesen soll geklärt werden, wo, wie und für welche wichtigen Güterverkehrsrelationen der Bau von „Auto-EISEN-Bahnspuren“ möglich und sinnvoll ist. Und wo dafür bestehende oder neue Umschlaganlagen genutzt werden können, an denen die Lkw aufgegleist bzw. ausgegleist werden können. Der Hauptlauf für langen Strecken erfolgt dann auf den Auto-EISEN-Bahn-Gleisen. Die erste und letzte Etappe bedienen dann die Lkw. So ergibt sich eine Renaissance der Güterbahn.

Vorteile der Auto-EISEN-Bahn

Die Vorteile sind kar: Das Rad-Schiene-System erfordert je transportierter Tonne viel weniger Energie, ist viel CO2 sparsamer, vermeidet die Feinstaubproduktion durch Reifen- und Straßenabrieb , ist sehr viel sicherer und flächeneffizienter. Die Auto-EISEN-Bahn bündelt die Lkw-Verkehre und kann sie personalsparsam transportieren, denn eine einzige Lok kann viele Lkw-Einheiten ziehen. Monomodale Lkw-Fahrten benötigen dagegen pro Fahrt einen Motor und einen Fahrer. Auf der Schiene ist die Elektromobilität mit Oberleitungen voll ausgereift. Dagegen haben trotz massiver Förderung die drei Pilotprojekte für Oberleitungs-Lkw immer noch keine Marktreife erreicht. Weil die Umrüstung aller Lkw und aller Autobahnen auf monomodalen Oberleitungs-Lkw-Betrieb viel zu teuer ist. Dagegen macht die Umrüstung von Autobahnen zu Auto-EISEN-Bahnen mit Oberleitungen viel Sinn und ist ein Gebot moderner Elektromobilität. So erhält die Wirtschaft verlässliche Transportzeiten und ausreichende Transportkapazitäten. Die Vorteile beginnen mit mit der Frage des Grunderwerbs. Die Autobahnen sind bereits im Besitz des Bundes. Und haben erhebliche Flächenreserven. Für ihre Planung und ihren Bau wurden bereits alle Verträglichkeitsprüfungen (FFH, UVP….) durchlaufen. Die meisten Trassen besitzen schon Lärmschutz. Deswegen kann ein schneller und kostengünstiger Teilumbau für die Aufnahme von einem Güterbahngleis je Richtung leichter vorgenommen werden als ein kompletter Neubau an anderer Stelle. Und es ergibt sich eine landschaftsschonende Trassenbündelung. Die Eingriffe in Natur und Landschaft können minimiert werden. Durch die Doppelnutzung bereits bestehender Trassen werden Flächen und Kosten gespart. Wegen dieser Vorteile kann eine hohe Anwohner-Akzeptanz von Auto-EISEN-Bahn-Trassen erwartet werden.

Der Effekt. Schneller Netz- und Kapzitätsausbau der Güterbahn

Um die vielen bestehenden Netzlücken und Kapazitätsengpässe der Güterbahn abzubauen, muss man das Potenzial des gut ausgebauten Autobahnnetzes nutzen und überall da, wo monomodale Autobahnen im Lkw-Stau stecken, bimodale Auto-EISEN-Bahnen machen. Solche Autobahnen dürfen nicht weiter einseitig monomodal geplant und betrieben werden. Entlang der meisten Autobahnen liegen heute bereits viele Logistikzentren, KLV-Alagen, Güterverkehrs- und Verteilzentren, Lkw-Parkplätze an Raststätten und Autohöfe, die mit Hilfe neuer Schienen untereinander verbunden werden sollen. Damit wird die einseitige Fixierung neuer Bahnprojekte auf den Hochgeschwindigkeitspersonenfernverkehr mit schnellen ICE beendet. Die Güterbahn bekommt eine angemssene Priorität.

Notwendige Prüffragen

Natürlich müssen die bautechnischen Details im Bereich der Zu- und Abfahrten, Brücken und Autobahnkreuze genauer geprüft werden. Sie erfordern spezielle Lösungen. Auch die Trassierungsfragen müssen geklärt werden. Geklärt werden muss auch die Frage, für welche Relationen aufgrund der bisherigen Lkw-Ströme und chronischen Lkw-Staus besonders hoher Entlastungebedarf besteht. Und welche Autobahnen besonders große Flächenreserven bieten unter der Prämisse einer weitgehenden Herunternahme der dort bislang stauverursachenden Lkw-Ströme. Der formale, rechtliche Status von Bundesautobahnen muss verändert werden, um als Bundesverkehrsweg auch Güterbahntrassen aufzunehmen. Das Verfahren der Bundesverkehrswegeplanung und Bedarfsplanung für Fernstraßen und Bahnprojekte muss entsprechend angepasst werden. Für eine Machbarkeitsstudie müssen erste Autobahnen ausgewählt werden, die aufgrund ihrer Dimensionierung, Fahrspurzahlen und begeitenden Nebenflächen für die bimodale Option gut in Frage kommen und deren Trassierungsmerkmale (Radien und Steigungen) passen. Für die Verträglichkeit zwischen Autofahrspuren und Güterbahngleisen müssen technische und verkehrsorganisatorische Lösungen auf der Strecke, an den Zu- und Abfahrten und an den Kreuzen und Brücken entwickelt werden. Und ein System von autobahnbegleitenden bimodalen Umschlaganlagen muss entwickelt werden, mit moderner Schnell-Umlade-Technik für den Straße-Schiene-Straße- Transfer. Entscheidend ist der Beitrag zur Verkehrswende und zum Klimaschutz.

Über Prof. Dr. Heiner Monheim

(*1946), Geograf, Verkehrs- und Stadtplaner, seit den 1960er Jahren befasst mit den Themen Flächenbahn, Schienenreaktivierungen, Erhalt des IR, S-Bahnausbau und kleine S-Bahnsysteme, Stadt- Umland-Bahnen, neue Haltepunkte, Güter-Regionalbahnen, Bahnreform 2.0, Kritik der Großprojekte der Hochgeschwindigkeit und Bahnhofsspekulation. Details: www.heinermonheim.de

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