Zentralisierung + Digitalisierung = Unsinn
Köln Hauptbahnhof 6.1.2024, Gleis 5, Ankündigung von ICE 2404 zur Fahrt nach Hamburg, Abfahrt 19.11 Uhr. Zug kommt planmäßig. Soweit so gut. Dann folgt eine irritierende Ansage:
„Der Halt in Bochum Hbf. entfällt – Grund dafür: die nicht rechtzeitige Bereitstellung des Personals“.
Sofort stutzt der sachkundige Bahnfahrer und fragt sich, was hat der Baustellen bedingte Ausfall des Halts in Bochum mit der verspäteten Bereitstellung des Personals zu tun und bittet die Bahnsteigaufsicht – eine Eisenbahnerin alten Schlages – um Aufklärung.
Die sagt dann offen und in bestem Köllsch:
„So einen Unsinn müssen wir uns jeden Tag anhören, die Ansagen werden irgendwo in Frankfurt gemacht und sie hätten keinen Einfluss darauf. Man habe schon häufiger dort angerufen, aber derjenige, der die Ansagen mache, müsse erst einen anderen und der wieder einen anderen (Vorgesetzten) befragen, bevor er die Ansage ändern dürfe und das würde dauern und dann mache eine korrigierte Ansage auch keinen Sinn mehr. Früher habe man das vor Ort selber in der Hand gehabt.“
Und sie schimpfte weiter auf den ganzen Digitalisierungsquatsch. Darin konnte ich sie nur bestätigen.
Oder hatte der Mann in der Zentrale schon weitergehende Informationen, die er nur verwechselt hatte oder fern vom Geschehen nicht richtig zuordnen konnte? Denn rund eine Stunde später nach unplanmäßigem Halt wegen einer Stellwerksstörung in Langenfelde bei Köln kam in Dortmund das Desaster zum Vorschein.
Ansage: „Die Weiterfahrt des Zuges verzögert sich bis 21.05“, daraus wurde zehn Minuten später 21.50. Grund: Das Personal für die Weiterfahrt des Zuges komme aus einem verspäteten Zug. Irgendwann tauchte das fehlende Personal auf – es blieb offen, ob nur der Lokführer oder das gesamte Zugteam fehlte. Und so, als sei nichts geschehen, ohne jegliche Entschuldigung wurde dann verkündet: „Jetzt setzen wir unsere Fahrt fort.“
Um 22.15, nach anderthalb Stunden Warten im Dortmunder Hauptbahnhof, fuhr der Zug dann schließlich im fahrplanmäßigen Tempo weiter, bis er durch eine Signalstörung neun Kilometer vor Bremen zur Fahrt auf Sicht gezwungen wurde.
Fazit: Ankunft dann in Hamburg-Hbf. mit mehr als 120 Minuten Verspätung. So wuchs nach der langen, rein DB intern verursachten Verspätungsodyssee die Freude auf eine kräftige Fahrgelderstattung. Dann hatte die DB es plötzlich eilig und mit exakt 119 Minuten Verspätung erreichte der Zug dann seinen Ziel- und Endbahnhof Hamburg-Altona.
Jetzt bleibt die spannende Frage, was macht DB Dialog GmbH – Abteilung „Servicecenter Fahrgastrechte“ – aus diesem Fall: Großzügig 50 Prozent des Fahrpreises erstatten – was man eigentlich erwarten sollte, oder – weil eine Minute zur Zwei-Stundengrenze fehlt, nur 25 Prozent? Auf das Ergebnis bin ich gespannt.
Und ganz nebenbei: von Köln bis Hamburg gab es nicht eine einzige Fahrkartenkontrolle.