rail blog 187/ Joachim Holstein

Buchungs-Website der DB mit ärgerlichen Mängeln

Neben den Problemen, die Michael Jung im Railblog 178 angesprochen hat, weist die Website www.bahn.de weitere Mängel auf.

Die Website www.bahn.de kennt das Deutschlandticket nicht. Man kann bei den Ermäßigungen zwar alle BahnCards, alle Schweizer und alle österreichischen Rabattkarten eingeben – aber seltsamerweise nicht das Deutschlandticket. Man wird also quasi gezwungen, Teilstrecken doppelt zu bezahlen, wenn man im Vor- und/oder Nachlauf eines Fernzuges noch mit dem Nahverkehr unterwegs ist.

Ein Beispiel: Bei einer Fahrt von Kiel nach Paderborn zum Flexpreis zeigt die Website einen Preis von 87,20 Euro an, wenn man mit dem RE von Kiel nach Hamburg und mit der S-Bahn von Hannover nach Paderborn fährt und nur zwischen Hamburg und Hannover den ICE benutzt. Will man nur für diesen ICE eine Fahrkarte zum Flexpreis kaufen, werden 48,90 Euro angezeigt. Sage und schreibe 38,30 Euro, also fast die Hälfte des Fahrpreises, wären damit verschenktes Geld – oder soll man sagen: Geld, das sich die DB unrechtmäßig aneignet?

Es handelt sich wohlgemerkt um Flexpreise ohne Zugbindung. Man muss also nicht befürchten, bei einem verspäteten RE in Hamburg ein neues Ticket für einen ICE kaufen zu müssen, weil der gebuchte Zug schon weg ist.

Bucht man Sparpreise, dann stellt sich das anhand eines Beispiels (15.11., 12:02 Uhr ab Kiel, 13:24 Uhr ab Hamburg) so dar: Super-Sparpreis für die Gesamtstrecke 23,90 Euro, für Hamburg-Hannover 17,90 Euro. Der Unterschied von 6 Euro entspricht rund 25 % des Preises für die Gesamtstrecke. Bucht man wegen der Fahrgastrechte einen Supersparpreis von Kiel nach Hannover, weil die S-Bahn hinter Hannover keine Zugbindung kennt, dann ist man wieder bei 23,90 Euro. Groteskerweise gibt es Verbindungen, bei denen man schon ab Kiel ICE fahren kann und trotzdem nur 17,90 Euro bezahlt.

Das heißt: Im Vergleich zum Ticket Hamburg – Hannover (17,90 Euro) bekommt man beim Ticketkauf für Kiel – Hannover den Abschnitt Kiel – Hamburg geschenkt, wenn man dieses Stück im ICE zurücklegt, aber man muss 6 Euro extra bezahlen, wenn man es im Regionalzug zurücklegen möchte, für den man aber das Deutschlandticket schon hat.

Parallel dazu hat die DB auch noch die Möglichkeit beseitigt, für einzelne Teilstrecken unterschiedliche Zuggattungen definieren zu können. Bisher konnte man einen Zwischenhalt in Hannover setzen und für die Teilstrecke Kiel – Hannover den Nahverkehr ausschließen, um nur die günstigen Verbindungen angezeigt zu bekommen. Jetzt kann man selbst nach Setzen von ein oder zwei Zwischenhalten nur für die Gesamtstrecke eine Entscheidung treffen. Da man ab Hannover zwangsläufig mit Nahverkehrszügen unterwegs ist, kann man auf dem anderen Abschnitt diese Zugkategorie nicht ausschließen. Diese Verschlechterung des Service betrifft natürlich auch Fälle, in denen eine Nachtzugverbindung mit Vor- und/oder Nachlauf im Nahverkehr kombiniert werden soll.

Was bezweckt die DB damit?

Über Joachim Holstein

(*1960) arbeitete von 1996 bis 2017 als Steward in Nacht- und Autozügen der DB, war von 2006 bis zur Einstellung dieser Verkehre Betriebsrat der DB European Railservice GmbH und zuletzt Sprecher des Wirtschaftsausschusses. Mitbegründer der Initiative zur Rettung des Nachtzuges Hamburg-Paris (2008; »Wir wollen nach Paris und nicht an die Börse«) und des europäischen Netzwerks für Nachtzüge »Back on Track« (2015; https://back-on-track.eu/de/); Weiteres unter www.nachtzug-bleibt.eu

Zeige alle Beiträge von Joachim Holstein →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert